Störfall im AKW Sosnowy Bor bei Petersburg sorgt für Panik

  22 Dezember 2015    Gelesen: 890
Störfall im AKW Sosnowy Bor bei Petersburg sorgt für Panik
Am 18. Dezember kam es im Atomkraftwerk in der Stadt Sosnowy Bor, westlich von St. Petersburg zu einem Störfall. Den offiziellen Meldungen, die Strahlungswerte seien normal, schenkte die Bevölkerung zuerst wenig Glauben – doch wurden diese durch Umweltschützer bestätigt.
Um 13.50 Uhr trat in einem Turbinengebäude des Leningrader Kernkraftwerk (LAES), rund 100 Kilometer von Petersburg entfernt, Wasserdampf aus. Darauf wurde der Block 2 des AKWs sofort abgeschaltet und sämtliche Mitarbeiter dieser Schicht nach Hause geschickt.

Diese Massnahme und eine weithin sichtbare Dampfwolke über dem AKW sorgten für Panik in der Bevölkerung der Stadt mit rund 67.000 Einwohnern. Wie bereits 2008 kam es in den Sozialnetzwerken zu heissen Diskussionen über das Geschehen. Während die einen an die beschwichtigenden Behördenmeldungen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 erinnerten und rieten „abzuhauen“, riefen andere zu Ruhe und Besinnung auf.

Zynische Reaktionen in der Bevölkerung

Es fehlte auch nicht an zynischen Bemerkungen wie: „Nachher wundern wir uns dann darüber, dass jeder Zweite hier Probleme mit der Schilddrüse hat. Was soll denn schon Schlimmes an diesem klitzekleinen Störfall sein?!“ Ein Kommentator witzelte darüber, dass er gerade den Preis für einen Platz im Schutzbunker erfahren habe, der sich in 400 Kilometer Entfernung befinde – 199.000 Rubel!

Gouverneur Drosdenko, die Stadtbehörden und die Kraftwerksleitung meldeten nach rund zwei Stunden, dass die Strahlungswerte der Norm entsprächen – doch diesen Meldungen schenkten weder die Bevölkerung noch die Presse grossen Glauben. Erst nachdem die Umweltschützer von der Organisation „Grüne Welt“ Entwarnung gaben, beruhigte sich die Lage langsam.

Keine Panikkäufe oder Jod-Vergiftungen

Im Gegensatz zu 2008 war es diesmal nicht zu Panikkäufen von Jod-Tabletten oder Jod-Vergiftungen gekommen. Strahlenschäden beim Kraftwerkspersonal wurden keine festgestellt, eine Angestellte des AKWs musst wegen Kreislaufstörungen ins Spital. Laut AKW-Verwaltung ist die betroffene Halle vollständig isoliert und wird gereinigt. Die Strahlendosis im Dampf soll für den menschlichen Organismus unschädlich sein.

Als Unfallursache wird bisher ein Riss in einer Dampfleitung vermutet. Eine Kommission wird nun die Ursache für den Zwischenfall abklären, schreibt die Nachrichtenseite 47new.ru. Das LAES wird von Umweltschützern wegen seiner Konstruktion kritisiert, die nur über einen einfachen Wasserkreislauf verfügt. Dies hat zur Folge, dass der Wasserdampf, der die Turbinen zur Stromgewinnung antreibt, verstrahlt ist und das Risiko der Freisetzung von radioaktiver Strahlung erhöht.

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