Philip Roth ist tot

  23 Mai 2018    Gelesen: 1354
Philip Roth ist tot

Philip Roth galt als einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren weltweit und als ewiger Anwärter auf den Literaturnobelpreis: Nun ist der Schriftsteller im Alter von 85 Jahren gestorben.

 

Der US-amerikanische Schriftsteller Philip Roth ist tot. Das berichteten zunächst die "New York Times" und der "New Yorker" unter Berufung auf Freunde des Autors. Dann bestätigte sein Biograf Blake Bailey die Nachricht via Twitter: Roth sei umgeben von engen Freunden gestorben. Er wurde 85 Jahre alt.

Roth galt als einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren weltweit. Er hat mehr als 25 Romane veröffentlicht, dazu Dutzende Novellen, Kurzgeschichten, Essays und Interviews. Durch Werke wie "Amerikanisches Idyll", "Der menschliche Makel" und Novellen um den fiktiven jüdischen Schriftsteller Nathan Zuckerman war Roth auch dem deutschen Publikum vertraut.

Sein letztes Werk "Nemesis" erschien 2010 auf Englisch. Zwei Jahre später hatte Roth angekündigt, keine Literatur mehr schreiben zu wollen: Er habe das Beste aus dem gemacht, was er hatte. Zu seinem 85. Geburtstag in diesem März sagte Roth, er bereue seinen Ruhestand nicht: "Die Bedingungen, die mich dazu gebracht haben, mit dem literarischen Schreiben aufzuhören, haben sich ja nicht verändert." Jedes Talent habe seine Bedingungen, seine Beschaffenheit, sein Ausmaß, seine Kraft - "nicht jeder kann für immer ergiebig sein".

Philip Molton Roth wurde am 19. März 1933 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey als zweites Kind jüdischer Eltern geboren. Er arbeitete ab 1956 zunächst als Dozent für Englische Literatur an der Chicago University, später folgten Aufenthalte als "Writer-in-Residence" an der Princeton University (1962-1964) und der University of Pennsylvania (1967-1980). Ende der Achtzigerjahre wurde Roth Dozent für Kreatives Schreiben am Hunter College in New York.

Schon mit seinem literarischen Debüt "Goodbye, Columbus" (1959) erhielt Roth den National Book Award, eine der höchsten literarischen Auszeichnungen der USA. 1998 bekam er für "American Pastoral" den Pulitzerpreisfür erzählende Literatur. In den vergangenen Jahren wurde Roths Name immer wieder genannt, wenn es um mögliche Preisträger für den Literaturnobelpreis ging. Diese Auszeichnung blieb ihm allerdings verwehrt.

Als die "New York Times" ihre Leser 2006 nach den besten amerikanischen Romanen der vergangenen 25 Jahre fragte, schafften es sechs von Roths Titeln auf die Liste - aus insgesamt 29.

Roth war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau starb bei einem Autounfall. Seine zweite Ehe mit der britischen Schauspielerin Claire Bloom wurde 1994 geschieden. Roth hat keine Kinder. 2016 spendete er seine rund 4000 privaten Bücher an die Bibliothek in Newark.

Der Schriftsteller lebte zuletzt vor allem in New York, nur noch im Sommer verbrachte er Zeit auf seiner Farm in den nördlichen Hügeln Connecticuts. Dem SPIEGEL sagte er 2008 über seine Zeit in der Abgeschiedenheit: "Ich mochte es, wie ich dort schreiben konnte. Ohne jede Ablenkung. Nicht einmal Gesellschaft lenkte mich ab. Ich konnte den ganzen Tag lang arbeiten und am Abend etwas anderes tun, ohne das Haus verlassen zu müssen, ich konnte einfach ein Baseballspiel sehen oder lesen."

Auf die Frage, ob das Schreiben nach so vielen Romanen einfacher werde, antwortete Roth: "Es ist mehr oder weniger gleich geblieben. Ich bin nicht sicher, ob es vielleicht sogar schwieriger wird, aber ganz sicher nicht einfacher, es wird niemals einfacher. Es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, und ich habe nach jedem Buch Angst, dass ich nicht in der Lage sein werde, ein neues zu schreiben. Was zur Hölle soll ich schreiben?"

spiegel


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