Trump muss die Gipfel-Pleite fürchten

  23 Mai 2018    Gelesen: 1091
Trump muss die Gipfel-Pleite fürchten

Das groß angekündigte Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in Singapur könnte platzen. Hektisch suchen Donald Trump und seine Berater nach einem Ausweg. Verzockt sich der US-Präsident?

 

Schon Kleinigkeiten sind ein Problem. Die Hotels zum Beispiel. Wo genau in Singapur sollen sich Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un eigentlich treffen? Vielleicht im berühmten "Marina Bay Sands Resort", das mit dem Milliardär und Trump-Unterstützer Sheldon Adelson gehört? Im feinen Shangri-La? Oder doch lieber auf dem Militärstützpunkt Pulau Tekong?

Der Gipfel zwischen Trump und Kim soll in kaum drei Wochen beginnen und steht mehr denn je auf der Kippe. Bislang haben sich die Unterhändler der USA und Nordkoreas wohl nicht einmal auf profane Details verständigen können. Eine große Linie, eine Idee, wie der neue "Atom"-Deal, der in Singapur besiegelt werden soll, aussehen könnte, ist erst recht nicht zu erkennen.

Hektisch versuchen Trump und seine Berater zu retten, was zu retten ist. Mehrere Stunden konferierte Trump im Weißen Haus mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In; er ist ein wichtiger Vermittler zwischen dem Norden und den USA. Trump versuchte dabei, Optimismus zu verbreiten.

"Ich habe so viele Deals gemacht. Man ist nie ganz sicher, was herauskommt", stellte Trump fest. Zwar bestehe die Chance, dass der Gipfel platzen könnte. Vielleicht müsse das Treffen verschoben werden. Doch er sei weiterhin entschlossen, einen Erfolg zu erzielen. "Kim wird happy sein. Nordkorea wird reich werden."

Trump hat erkennbar ein Problem. Mit bombastischer Rhetorik hat er seit Wochen die öffentlichen Erwartungen an das Treffen in Singapur immer mehr in die Höhe geschraubt. Seine treuesten Anhänger brachten ihn sogar schon für den Friedensnobelpreis ins Gespräch. Der Präsident nahm das wohlwollend zur Kenntnis.

Doch nun dämmert wohl auch Trump, dass die Sache weitaus komplizierter werden könnte, als er bislang angenommen hat. Ein großer Triumph ist in Singapur nach wie vor nicht ausgeschlossen. Zugleich wächst für den selbsternannten Dealmaker Trump jedoch das Risiko einer Blamage.

Was sich Trump und Kim von dem Treffen erhoffen

Umso näher der Gipfeltermin rückt, desto deutlicher wird, dass Trump und der Nordkoreaner Kim vollkommen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was dabei herauskommen soll. Trump und seine Berater wie John Bolton setzen auf eine "vollständige, unumkehrbare und überprüfbare" Denuklearisierung des Nordens. Erst dann wollen sie dem Land großzügige Wirtschaftshilfen zukommen lassen, die Sanktionen lockern und Kims Regime Sicherheitsgarantien geben. Sie nennen das die sogenannte All-in-One-Lösung.

Für Kim Jong Un ist dieser Ablauf indes nicht akzeptabel. Nachdem er selbst und seine Unterhändler gegenüber den Amerikanern zunächst sehr offen schienen, zeigen sie nun alte Härte. Nordkorea macht deutlich, dass es das Atomwaffenprogramm - wenn überhaupt - nur in längeren Phasen abbauen wolle. Mit anderen Worten: Kim will eine Lockerung der Sanktionen erreichen und gleichzeitig einen Teil seiner Atomwaffen über mehrere Jahre als Rückversicherung in der Hinterhand behalten.

Damit sind die Verhandlungen in etwa an jenem Punkt angekommen, den schon andere US-Präsidenten vorher erreicht hatten. Für Trump macht das die Sache nicht leichter. Bislang hat er sich stets über die angeblich so lausige Außenpolitik seiner Vorgänger mokiert. Gerade erst hat er mit großer Geste das Atomabkommen seines Vorgängers Barack Obama mit Iran aufgekündigt, weil es angeblich so schlecht war. Nun könnte er am Ende selbst zu einem schwierigen, ja, wenn nicht sogar "faulen" Kompromiss mit Nordkorea gezwungen werden.

spiegel


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