Flüchtlinge fürchten Trennung von Kindern

  30 Mai 2018    Gelesen: 752
Flüchtlinge fürchten Trennung von Kindern

US-Präsident Donald Trump setzt seine knallharte Einwanderungspolitik durch: Seine Grenzer trennen sogar Kinder von ihren Eltern. Betroffene und eine Historikerin ziehen Vergleiche zur deutschen NS-Zeit.

 

Esteban Pastor kam aus Guatemala, in den USA wollte er Geld verdienen für die Behandlung seines kranken Sohnes. Doch er wurde geschnappt. US-Grenzschützer trennten Pastor von seinen eineinhalbjährigen Jungen, sperrten ihn selbst drei Monate lang in Abschiebehaft und deportierten ihn dann wieder - ohne sein Kind.


"Ich habe geweint, ich habe gebettelt", sagte Pastor, 28, der Zeitung "Houston Chronicle" verzweifelt. "Keiner konnte mir etwas sagen." Die einzige Auskunft, die er erhalten habe: Sein Sohn befinde sich "irgendwo in Texas".

Dass die USA die Familien illegaler Einwanderer auseinanderreißen und manchmal selbst Babys von ihren Eltern trennen, ist nicht neu. Doch US-Präsident Donald Trump hat dieses brutale Vorgehen nun noch verschärft, indem er den Grenzbeamten freie Hand gibt.

Mit verheerenden Folgen: Bürgerrechtler berichten, dass Asylsuchende, Flüchtlinge und Migranten, die in die USA wollten, inzwischen systematisch ihrer Kinder beraubt würden. Nach Recherchen der "New York Times" wurden auf diese Weise seit Oktober mehr als 700 Kinder von ihren Eltern getrennt, davon waren mehr als hundert jünger als vier Jahre. Allein in Arizona hätten die Grenzschützer seit Januar rund 200 Minderjährige von ihren Eltern isoliert, sagte die Aktivistin Laura St. John im TV-Nachrichtensender MSNBC.


Trumps Stabschef John Kelly rechtfertigt das als "harte Abschreckungsmaßnahme" gegen illegale Einwanderung und wiegelt jede Kritik ab: Die Kinder kämen dann ja "in Pflegefamilien oder was auch immer", sagte er in einem Interview lakonisch. Doch Juristen zufolge landen viele Kinder am anderen Ende der USA, in Privatgefängnissen oder etwa einer Verwahranstalt in Chicago, wo sie in Zellen und sogar Käfigen gehalten würden.

"Wir erleben, wie selbst Säuglinge ohne ihre Eltern deportiert werden"

Viele Eltern würden ihre Kinder "nie wiederfinden", sagte die Flüchtlingshelferin Michelle Brané dem "Houston Chronicle" - eine Vermutung, die die Bürgerrechtsorganisation ACLU bestätigt. "Wir erleben, wie selbst Säuglinge ohne ihre Eltern deportiert werden und, was noch üblicher ist, Eltern ohne ihre Kinder."

Schon unter Barack Obama und George W. Bush gingen die Grenztruppen hart gegen illegale Einwanderer vor. Nach einem ACLU-Bericht wurden von 2009 bis 2014 Tausende Migrantenkinder physisch, psychologisch und sexuell misshandelt - "lange bevor Präsident Trump die Behörde ermutigte und ihre Beamten entfesselte, um seine drakonische Einwanderungspolitik durchzusetzen".

Nun ist die Unmenschlichkeit offiziell sanktioniert. Anfang Mai kündigte Justizminister Jeff Sessions eine "Nulltoleranz-Politik" an: "Wenn du ein Kind über die Grenze schmuggelst, werden wir dich strafrechtlich verfolgen, und dieses Kind wird wahrscheinlich von dir getrennt werden, wie es das Gesetz vorschreibt." Dass es ein solches Gesetz aber gar nicht gibt, verschwieg Sessions.

Manche vergleichen die Zustände mit den Familientrennungen der amerikanischen Sklaverei oder des Dritten Reiches. "Eltern gewaltsam von ihren Kindern zu lösen, das hat Geschichte", warnt die Historikerin Martha Jones. Die aus Russland stammende US-Bürgerrechtlerin und Autorin Masha Gessen beschreibt die "Geiselnahme" von Kindern im "New Yorker" als "ein altbewährtes Instrument totalitären Terrors".

Nach Angaben der Radiomoderatorin Maria Hinojosa, die selbst eine Immigrantin ist, haben Einwanderer einen Namen für die Grenzbehörden: "Gestapo."

spiegel


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