Was das 2016 sein könnte? Die Phantasie kennt da keine Grenzen. Vom Sieg eines Exzentrikers bei der US-Präsidentschaftswahl über den Austritt der Briten aus der Europäischen Union bis hin zu Hackern, die die Wall Street angreifen – der Finanzinformationsdienst Bloomberg hat mit Dutzenden derzeitiger und früherer Diplomaten, Ökonomen, Investoren, geopolitischen Strategen und Sicherheitsberatern eine Reihe von Ereignisse mit potenziell schwerwiegenden Konsequenzen diskutiert. Die Szenarien wurden von 119 Ökonomen im Rahmen einer Umfrage untersucht und bewertet.
Herausgekommen ist eine erschreckende, aber auch unterhaltsame Aufzählung vieler „schwarzer Schwäne“. Manche sind denkbar, andere eher nicht. Gänzlich ausschließen lassen sie sich aber alle nicht. Böse Überraschungen lassen sich eben nie ausschließen – vor allem an der hoch emotionalen Börse nicht.
Stellen wir uns einmal vor: In einer klaren Märznacht im Irak stehen die Wüstenebene auf der Al-Faw-Halbinsel und ein kurdisches Dorf nahe Syrien und der Türkei in Flammen. Am nächsten Tag bekennt sich die terroristische Vereinigung Islamischer Staat (IS) zu den zerstörerischen Anschlägen auf die wichtigsten Ölpipelines des Landes.
Die Welt verliert auf einen Schlag 3,5 Millionen Barrel täglicher Ölexporte. Während sich der Irak um Reparaturen bemüht, bricht Gewalt im ölreichen Nigerdelta aus, Algerien versinkt nach dem Tod seines Präsidenten im Chaos und es gibt einen Coup in Venezuela. Die übervollen Öllager schützen die Weltwirtschaft eine Weile, doch die Branche arbeitet mit dem seit Jahren dünnsten Kapazitätspuffer. Der Rohölpreis klettert letztlich über 100 Dollar je Barrel und die Federal Reserve kehrt ihren Straffungszyklus um, um eine weltweite Rezession zu verhindern.
Unmöglich oder plausibel? Anleger sollten dieses Szenario und andere „Schwarze Schwäne“ nicht ignorieren. Schließlich wurde die Welt auch in diesem Jahr mit einer Rekordzahl an Flüchtlingen und brutalen Terrorangriffen überrascht.
Im Jahr 2016 könnte unerwarteten Ereignissen eine verstärkte Bedeutung zukommen, weil die US-Notenbank Fed ihre Ära des ultra-billigen Geldes beendet hat. Denn damit verlieren die Märkte einen Puffer, der sie vor geopolitischen Schocks wie beispielsweise der Krim-Annexion geschützt hatte, warnen Experten.
„Es gibt nur noch sehr wenig Munition, die eingesetzt werden kann, um solche Arten von Risiken zu mindern“, sagt Tina Fordham, Chefanalystin für globale Politikfragen bei der Citigroup. „Die Zentralbanken haben noch immer die meisten Schüsse übrig und wir haben bereits den Rubikon der unkonventionellen Maßnahmen überschritten.“
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