Nordkorea entlässt offenbar hochrangige Militärs

  04 Juni 2018    Gelesen: 809
Nordkorea entlässt offenbar hochrangige Militärs

Geschieht es aus Rücksicht auf die USA? Im Streit über den künftigen Kurs? Gut eine Woche vor dem geplanten Gipfel zwischen Kim Jong Un und Donald Trump hat Nordkorea drei wichtige Militärs geschasst.

 

Nordkorea hat offenbar wenige Tage vor dem geplanten Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un drei führende Militärvertreter ausgetauscht.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf Geheimdienstkreise, Generalstabschef Ri Myong Su sei durch seinen bisherigen Stellvertreter Ri Yong Gil ersetzt worden. Zudem sei Verteidigungsminister Pak Yong Sik von dem bisherigen ersten Vize-Minister No Kwang Chol abgelöst worden.

Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter, der nicht namentlich zitiert werden wollte, bestätigte den Vorgang. Man gehe davon aus, dass es in der nordkoreanischen Armee zu Meinungsverschiedenheiten über den Kurs von Staatschef Kim Jong Un in Bezug auf Südkorea und die USA gekommen ist.

Zuletzt hatten außerdem staatliche nordkoreanische Medien berichtet, dass Kim Su Gil zum Direktor des mächtigen militärischen Politbüros (GPB) ernannt worden sei. Er ersetze Kim Jong Gak.

Ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums sagte am Montag, Seoul beobachtete die jüngsten Entwicklungen. Sollten sich die umfassenden Neubesetzungen bestätigen, sei dies ungewöhnlich.

Das Treffen von Trump und Kim soll am 12. Juni in Singapur stattfinden. Dabei soll es um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm gehen. Ende Mai hatte US-Außenminister Mike Pompeo Abgesandte von Nordkoreas Machthaber Kim zu Vorbereitungsgesprächen in den USA empfangen.

Kims Partei baut Kontrolle über Militär aus

Das Militär in Nordkorea verfügt über einen enormen Einfluss und bildet ein eigenes Machtzentrum. Dies zeigt sich darin, dass Machthaber Kim bei wichtigen Ereignissen auf der einen Seite von Generälen und auf der anderen Seite von Zivilisten flankiert wird.

Nach Angaben von Wissenschaftlern von NK Leadership Watch zeigt der Wechsel an der Spitze des militärischen Politbüros, dass die Partei ihre Kontrolle über die Volksarmee verstärken wolle. Das GPB könne sich möglicherweise politischen Entscheidungen der Staatsführung entgegenstellen oder versuchen, von künftigen Wirtschaftshilfen Südkoreas zu profitieren. Der neue GPB-Direktor Kim Su Gil sei ein sehr enger Vertrauter von Kim Jong Un.

Womöglich haben die personellen Wechsel das Ziel haben, den Widerstand altgedienter Militärs gegen plötzliche Änderungen in der Atompolitik des Landes zu vermeiden. No Kwang Chol, der neue Verteidigungsminister, gelte als "moderat", berichtete Yonhap unter Berufung auf Geheimdienste. "Der Norden scheint neue Leute hinzuzuziehen ... da es den früheren Vertretern an gedanklicher Flexibilität fehlte", hieß es.

spiegel


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