Diesen hat die FDP beantragt. SPD-Chefin Nahles hat sich dagegen ausgesprochen. Ihr widersprechen nun Niedersachsens Innenminister Pistorius und Bundestagsvizechef Oppermann.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Amthor rät von einer "Frontalopposition gegen einen Untersuchungsausschuss" ab.
In der Affäre um fehlerhafte Asylbescheide und Missstände beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) werden nun auch in der SPD Forderungen laut, einen Untersuchungsausschuss des Bundestags mit der Aufklärung zu betrauen. "Bei einer derart wichtigen Behörde wie dem Bamf muss so tief wie möglich in die Hintergründe und Ursachen für die entstandenen Fehlentwicklungen eingedrungen werden, alle Fehler müssen seriös analysiert werden. Das kann wohl nur ein Untersuchungsausschuss leisten", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Die Asylbehörde steht in der Kritik, weil unter einer früheren Leiterin der Bremer Außenstelle mindestens 1200 Asylverfahren manipuliert worden sein sollen. Dies warf neue Fragen zu Missständen in der Behörde auf, denen auch der Innenausschuss des Bundestages nachgeht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die FDP hat zudem einen Untersuchungsausschuss beantragt. Über den Antrag soll erstmals am Donnerstag im Bundestag beraten werden. Grüne und Linke halten eine Klärung im Innenausschuss für den besseren Weg. Sie werfen der FDP vor, sie wolle den Ausschuss nutzen, um die Flüchtlingspolitik grundsätzlich zum Thema zu machen. Die FDP bemüht sich ihrerseits um Abgrenzung von der AfD, die ebenfalls geschlossen für einen U-Ausschuss plädiert.
SPD-Bundesvorstand Pistorius widerspricht mit seinen Aussagen der Parteivorsitzenden Andrea Nahles. Sie hat einen Untersuchungsausschuss bislang abgelehnt, weil es Wochen dauere, bis ein solches Gremium eingesetzt werden könne. Notwendig sei aber eine schnelle Aufklärung. Pistorius argumentierte, ein Untersuchungsausschuss könne "der Legendenbildung der AfD zur deutschen Flüchtlingspolitik und ihren Verschwörungstheorien zu dem von ihr behaupteten, generellen Systemversagen entgegenwirken". Er riet überdies dazu, den Untersuchungsgegenstand genau einzugrenzen. "Es muss ausschließlich um die Vorgänge rund ums Bamf gehen und es darf kein Tribunal zur gesamten Flüchtlingspolitik der Bundesregierung seit 2013 werden."
Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann sträubt sich ebenfalls nicht grundsätzlich gegen einen U-Ausschuss. Der Funke Mediengruppe sagte er: "Wenn das im Innenausschuss nicht schnell und restlos aufgeklärt wird, ist ein Untersuchungsausschuss die logische Konsequenz."
Linken-Politikerin Wagenknecht: Merkel soll sich vor dem Bundestag erklären
Die Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, rügte, der FDP-Vorstoß für einen Untersuchungsausschuss offenbare, "dass es ihr offenbar mehr darum geht, Aktivität nach außen zu demonstrieren, als tatsächlich Aufklärung voranzutreiben". Die Linke schließe weiter einen Untersuchungsausschuss nicht aus, sagte sie dem RND. Zunächst sollten aber die Möglichkeiten im Innenausschuss ausgeschöpft werden. "Davon unabhängig muss sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Bundestag erklären, wann sie über die Mängel beim Bamf informiert wurde und was sie unternommen hat, um hier Abhilfe zu schaffen."
Auch aus der Union kommen inzwischen Wortmeldungen für einen Untersuchungsausschuss. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor riet der Union: "Wir sollten keine Frontalopposition gegen einen Untersuchungsausschuss machen." Der Frankfurter Rundschau sagte er: "Durch eine offene Haltung können wir dem Eindruck entgegentreten, wir hätten etwas zu verbergen." Der JU-Vorsitzende Paul Ziemiak sagte, zunächst müsse die Aufklärung im Innenausschuss des Bundestags abgewartet werden. Doch bereits jetzt einen Untersuchungsausschuss grundsätzlich auszuschließen, hielte er für falsch, sagte er der Rheinischen Post.
Der frühere Bamf-Behördenleiter Frank-Jürgen Weise widersprach Darstellungen, er habe der Bundesregierung 2017 in einer Bilanz die Verantwortung für die Missstände bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise gegeben. "Ich bin wirklich irritiert darüber, in welcher Art nun im Sinne politisch motivierter Schuldzuweisungen über all das diskutiert wird", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Es gibt leider eine grobe Fehlinterpretation, dass die von mir damals verfassten Berichte aktuelle Äußerungen zur heute laufenden Diskussion seien."
Quelle: sueddeutsche
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