Audi Q8 feiert Weltpremiere in China

  05 Juni 2018    Gelesen: 1402
Audi Q8 feiert Weltpremiere in China

Mit dem neuen Q8 krönt Audi jetzt seine SUV-Baureihe und orientiert sich nicht nur bei der Namenszahl an der Luxus-Limousine: Das dynamische SUV soll ganz vorne in der Oberklasse mitspielen und feiert seine Weltpremiere in China.

Bei Audi steht die 8 für den größtmöglichen Luxus: Mit dem A8 krönen die Ingolstädter seit rund 25 Jahren ihr Portfolio und wetteifern im ewigen Oberklasse-Duell mit Mercedes S-Klasse und 7er BMW um die Gunst der Kundschaft. Im SUV-Angebot mit dem Q im Namen ist dagegen bislang Nummer 7 das höchste der Gefühle – doch jetzt setzt die VW-Tochter nochmal eins drauf. Dem anhaltenden Trend zum Hochbeiner und der immer größer werdenden Nachfrage nach noch mehr Luxus im Softroader begegnet Audi ab dem dritten Quartal 2018 mit dem jetzt im chinesischen Shenzhen enthüllten Q8.

Längenmäßig hat zwar weiterhin der Q7 die Nase vorn, er misst von vorne bis hinten 6,6 Zentimeter mehr als das neue 4,99-MeterTop-Modell. Dafür aber ist der Q8 um 27 Millimeter in die breite gewachsen – das klingt nach nicht viel, verleiht dem Dickschiff aber einen kräftigeren Stand. Dynamik bringen die Designer rund um Marc Lichte dagegen mit dem flacheren Dach ins Spiel, ein richtiges SUV-Coupé ist der Audi aber nicht – und das ist gut so. Während es im BMW X6 oder Mercedes GLE Coupé auf der Rückbank nach oben etwas eng wird, kann man im Q8 auch im Fond bequem reisen. Der Trick dabei: Anders als bei den Münchnern und Stuttgartern, fällt das Dach beim Audi erst hinter den Köpfen der Rückbänkler ab.

Darüber dürften sich vor allem die chinesischen Kunden freuen. Anders als in Deutschland, wo in der Regel nur die erste Reihe besetzt ist, lieben es die Menschen im Reich der Mitte, sich chauffieren zu lassen. Und dass Audi mit dem Q8 auf dem größten Pkw-Markt der Welt punkten will, ist kein Geheimnis; nicht umsonst haben sich die Ingolstädter die südchinesische Metropole für die Premierenparty ausgesucht.

Einbußen beim Kofferraum

Auch wenn es in der zweiten Reihe bequem zu geht, sind die Platzeinbußen im Kofferraum nicht weg zu diskutieren: 605 Liter gehen immer rein, maximal lässt sich der Stauraum auf 1755 Liter erweitern. Das sind Werte, von denen A8-Fahrer nur träumen können und nach denen sich TT-Jünger die Finger lecken; einem Q7-Eigner aber entlocken sie nur ein müdes Lächeln. Die weniger schräge Heckscheibe beschert denen nämlich 890 bis 2075 Liter Platz für Gepäck und Kladderadatsch. Und dann gibt es da noch ein weiteres Manko im Q8 Kofferraum – aber dazu später.

Die Passagiere merken - wie bereits erwähnt - von der schnittigeren Karosserie nichts, wohl aber von der späten Geburt des Q8. Denn während der seit 2015 vom Band rollende Q7 der zweiten Generation noch mit mit dem "alten" Audi-Cockpit aufwartet, profitiert der Achter schon von den kürzlich mit A8, 7 und 6 eingeführten Neuerungen. Heißt: Schalter und Tasten haben weitgehend ausgedient, stattdessen gibt es in der Mittelkonsole zwei Touchscreens über die fast alles gesteuert und bedient wird. Dass der Fahrer auf hochauflösende Digital-Instrumente blickt, versteht sich fast schon von selbst und natürlich zeigt ihm ein Head-up-Display relevante Fahrinformationen auch direkt in der Windschutzscheibe an. Vorausgesetzt, man ist bereit dafür extra zu bezahlen – auch in der automobilen Oberklasse lassen es sich die Hersteller nicht nehmen, mit Sonderausstattung reichlich Geld zu verdienen.

Optisch ein Oberklässler

Dass er in der obersten Liga mitspielen will, macht der Q7 schon optisch deutlich: Er darf stolz das durchgehende Leuchtenband zwischen den Rücklichtern zur Schau tragen, dass auch A8 und A7 ziert, der Business-Limousine A6 aber verwehrt wurde. "Diese Design-Element bekommen zukünftig alle unsere Top-of-the-Line-Modelle", erklärt Marc Lichte. Allerdings darf die Frage erlaubt sein – und jetzt kommen wir nochmal zurück zum Kofferraum – warum man bei einem neuen Modell mit derartigem Führungsanspruch die Rücksitze nicht vom Kofferraum aus, sonder nur direkt am Sitz umklappen kann? Die Antwort von Audi ist so fadenscheinig wie amüsant zu gleich: Der Weg vom Heck zur Fondtür sei beim Q8 ja nicht so lang, wie beispielsweise beim A6 Avant (der das Kunststück Fernentrieglung beherrscht!), so dass man darauf verzichtet hätte. Wahrscheinlicher ist: Der Technikspender Q7 kann es auch nicht, und eine Anpassung der Sitzkonstruktion für den Q8 hätte schlichtweg Geld gekostet.

Geld, dass die Designer lieber in die neue Front investiert haben: Der Q8 bekommt als erster Audi das neue SUV-Gesicht, mit acht- statt sechseckigem Single-Frame-Kühlergrill, der mit verchromten Längsstreben und einer zusätzlichen Kunststoffmaske drum herum verziert ist. Mit dieser bulligen Front sollen sich die Hochbeiner zukünftig deutlich von den Limousinen und Co. unterscheiden und ein eigenes Familiengesicht erhalten. Während man das als Spielerei der Designer abtun könnte, wirkt die neue Leuchtengestaltung schon raffinierter. Die LED-Scheinwerfer sind auffällig flach geraten, oder besser gesagt, sie sehen so aus. In Wahrheit verbirgt sich in dem sichtbaren Teil nur das Abblend- und Tagfahrlicht, die Fernlichtscheinwerfer sind darunter hinter einem abgedunkelten Blende versteckt.

Solide Konzern-Technik

Damit sind allerdings die Überraschungen des Q8 aufgezählt, der Rest ist solide Konzernregal-Technik. Dazu zählt unter anderem das komplette Arsenal an Assistenzsystemen, die ihre Intelligenz im "zentralen Fahrerassistenzssteuergerät" bündeln und nicht nur selber Lenken, Bremsen und Gasgeben, sondern auch den Querverkehr im Auge behalten, Rempler in engen Parkhäusern oder Schrammen an den Felgen verhindern und den Q8 sogar per Smartphone-Fernbedienung in die Garage rein und wieder raus manövrieren – ohne dass der Fahrer im Wagen sitzt.

Während es derer Helfer gleich mehrere Dutzend gibt – für den Kunden hat Audi sie in vier Ausstattungs-Pakte gepackt –, ist die Motorenliste anfangs recht kurz: Genau ein Aggregat gibt es zum Start, und zwar einen Diesel. Der Q8 50 TDI mit drei Liter großem V6-Selbstzünder fährt freilich mit SCR-Kat und AdBlue-Zugabe vor und ist sogar teilelektrifiziert: Das 48-Volt-Bordnetz und der Riemenstarter-Generator helfen beim Spritsparen, in dem sie beim Bremsen mehr Energie als üblich rekuperieren können und dem Q8 das Segeln, also das dahinrollen mit abgschaltetem Motor, im Geschwindigkeitsbereich von 55 bis 160 km/h ermöglichen. Legt sich der Verbrenner ins Zeug, wuchtet er mit seinen 286 PS und 600 Newtonmeter den mit 2.145 Kilogramm alles andere als schlanken Q8 in 6,3 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist bei 232 Sachen.

Allradlenkung gegen Aufpreis

Serienmäßig übernimmt eine Achtgang-Automatik die Verwaltung der Kraft, das Mittendifferenzial verteilt sie standardmäßig im Verhältnis 40:60 zwischen den Achsen; bei Bedarf wird die Aufteilung angepasst. Damit die mindestens 19 Zoll großen Schlappen guten Kontakt zur Straße haben, kommt im Basis-Modell ein Stahlfahrwerk mit adaptiven Dämpfern zum Einsatz, die Luftfederung mit komfortabler oder sportlicher Abstimmung gibt es wiederum gegen Aufpreis. Ebenfalls zuzahlungspflichtig ist die Allradlenkung, die die Hinterräder je nach Geschwindigkeit gleichsinnig oder entgegengesetzt der Vorderräder einschlägt und so entweder den Wendekreis um gut einen Meter verringert oder die Agilität erhöht.

Wer sich mit dem einzig verfügbaren Diesel nicht anfreunden kann, muss noch ein wenig Geduld haben, ausgebaut wird die Motorenpalette erst 2019. Dann folgen mit dem Q8 45 TDI noch ein 231-PS-Selbstzünder und ein 340 PS starker V6-Benziner im 55 TFSI. Über einen möglichen Plug-in-Hybrid verliert Audi dagegen noch keine Worte, allerdings hat das Q8-concept-Showcar in Detroit Anfang des Jahres diese Antriebsoption schon angedeutet. Und natürlich lauert am anderen Ende der Spaßskala noch das S-Modell: Das wird sich wahrscheinlich beim SQ7 bedienen und sich den 435 PS starken Vierliter-V8-Diesel schnappen.

Zeit zum Sparen
Die Zeit, bis die weiteren Aggregate auf den Markt kommen, kann man aber gut nutzen – zum Sparen: Unter 70.000 Euro dürfte nämlich kein Q8 zu haben sein, der anfängliche 50 TDI kostet rund 76.000 Euro und wenn man es ein bisschen hübsch haben will, sollte man nochmal 20.000 Euro für Sonderausstattung bereit legen. Spätestens mit dem SQ8 dürfte dann auch schon der Grundpreis bei über 100.000 Euro liegen – damit kommt das SUV dann endgültig in der Oberklasse an.

Quelle: n-tv.de

 


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