Gabriel warnt vor Koalitionsbruch

  26 Juni 2018    Gelesen: 740
Gabriel warnt vor Koalitionsbruch

Als Vizekanzler hat Sigmar Gabriel eng mit Angela Merkel und Horst Seehofer zusammengearbeitet, er kennt beide gut. Die Selbstzerfleischung der Union im Asylstreit beobachtet er nun von der Seitenlinie aus. Und sie bereitet ihm Sorgen.

Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat vor unkalkulierbaren Folgen für Deutschland und Europa gewarnt, sollte es wegen des Asylstreits zum Koalitionsbruch kommen. "Man fragt sich, sind die völlig wahnsinnig", sagte Gabriel in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Ausgerechnet ich als Sozi sage: Ich kann nur hoffen, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt." Weil sie das deutsche Gewicht in Europa, aber auch das europäische Gewicht für Deutschland spüre. "Das fehlt scheinbar den meisten anderen." Die Spitzen von CDU, CSU und SPD kommen am Dienstagabend mitten im erbitterten Asylstreit zu einer Sitzung des Koalitionsausschusses zusammen.

Gabriel kennt die CDU-Vorsitzende Merkel und CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer durch seine vier Jahre als Vizekanzler bestens. "Das Verrückte ist, beide haben recht", sagte Gabriel. "Seehofer hat recht, dass wir wieder mehr Kontrolle über die deutschen Grenzen brauchen. Und die Merkel hat recht, dass das nicht geht ohne europäische Absprachen. Sonst haben sie vagabundierende Flüchtlingsströme innerhalb europäischer Binnengrenzen." Da müsse man zueinander finden können.

"Bavaria first, lautet der Slogan der CSU", meinte Gabriel mit Blick auf die bayerische Landtagswahl im Herbst und den Versuch, die AfD klein zu halten. "Das ist hochriskant, und die CSU wird nicht dafür belohnt, wenn sie diese Bundesregierung zerstört und Deutschland und Europa ins Chaos stürzt." Es habe sich bei der CSU wegen der Flüchtlingskrise seit 2015 mächtig etwas angestaut, meinte der frühere Außenminister. "Die Halsschlagader ist immer dicker geworden. Das scheint sich jetzt unkontrolliert Bahn zu brechen."

Vor einer Woche hätte er noch gesagt, das pendelt sich ein. "Aber als ich all die Interviews gelesen habe, dachte ich: Da ist ja keiner dabei, der mal eine Leiter an den Baum stellt, damit man wieder aus den Baumwipfeln runter klettern kann. Im Gegenteil: Bis in die Astspitzen klettert man weiter hoch." Bisher habe er nur die politische Linke in Deutschland für so rechthaberisch gehalten, dass sie sich lieber spalte als regiere. "Aber scheinbar ist der Irrsinn auch in der Union angekommen." Würde man sich trennen, würde die CDU in Bayern antreten und die CSU dort stark verlieren.

Quelle: n-tv.de


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