Selbst mit dem neuen Chef Matthias Müller an der Spitze konnte der Konzern nicht die Sorgen der Anleger vor drohenden Strafen, Schadenersatzansprüchen und Reparaturkosten wegen des vor zehn Tagen bekannt gewordenen Abgas-Skandals abmildern. Ein einflussreicher Aktionärsberater schüttet sogar Öl ins Feuer: Hans-Christoph Hirt von Hermes EOS hat „ernsthafte Zweifel“, dass die Notwendigkeit eines echten Neuanfangs bei Volkswagen wirklich erkannt worden sei – trotz des Chefwechsels.
Noch im Frühjahr bezahlten Käufer für die VW-Aktie mehr als 250 Euro. Am Mittwoch notierte sie kurzzeitig zweistellig. Auch weil viele Vermögensverwalter die Titel verkaufen – denn sie befürchten unkalkulierbare Risiken. mehr…
Hirts Firma gibt institutionellen Investoren Ratschläge, wie sie sich etwa bei Abstimmungen auf Hauptversammlungen verhalten sollen. Hirt hatte auch offen gegen die Deutsche-Bank-Spitze interveniert, die auf der Hauptversammlung im Mai nur knapp im Amt bestätigt wurde. Kurze Zeit später tauschte die Bank tatsächlich die Führungsspitze aus und John Cryan übernahm das Ruder.
Am Mittwoch vergangener Woche hatte der bisherige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn seinen Posten aufgegeben, am Freitag war dann Porsche-Chef Matthias Müller als Nachfolger ernannt worden.
Für Volkswagen ist am Montag in der vergangenen Woche eine neue Ära eingebrochen. Es wurde bekannt, dass der deutsche Vorzeige-Autokonzern bei den Abgaswerten für Diesel-Motoren geschummelt haben soll. Rund 6,5 Milliarden Euro sollen bereits im dritten Quartal dieses Jahres „ergebniswirksam” zurückgestellt werden, so der Konzern. Über 11 Millionen Autos sind betroffen. Der Skandal schlug haushohe Wellen, nicht nur in der Autobranche, sondern vor allem auch bei den Aktionären. Um rund 20 Prozent brach die Aktie am Montag ein. Am Dienstag rauschte sie weiter abwärts. Inzwischen hat sich die Aktie leicht erholt. Dennoch ist sie inzwischen fast 40 Prozent billiger.
Daimler setzt nach eigenen Angaben keine Manipulationstechnik zum Herunterregeln von Abgaswerten bei Diesel-Fahrzeugen ein. „Wir betrügen nicht, und wir setzen auch keine `Defeat-Devices` ein - auch in Europa nicht”, bekräftigte ein Daimler-Sprecher am 24. September. Investoren machen trotzdem einen Bogen um die Papiere des Mercedes-Herstellers.
Entrüstete US-Anleger haben bereits eine Klage gegen Volkswagen eingereicht und stützen diese auf sogenannte ADR-Papiere, die in den USA gehandelt werden. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen VW hat die im Dax notierte Vorzugsaktie fast 40 Prozent nachgegeben.
Tags: