Bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz musste Bahn-Chef Richard Lutz schon weit in die Zukunft blicken, um Positives für seinen Konzern zu sehen. "Ich bin fest überzeugt, dass die Bahn das Verkehrsmittel des 21. Jahrhundert sein wird", sagte der 54-jährige Manager in Berlin. Sein Unternehmen werde "der Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende".
Lutz bediente sich gerne der Zeitform des Futur, denn die Zahlen, die er zur Gegenwart präsentieren musste, waren schlecht. Allen voran die Pünktlichkeit. Nur 77,4 Prozent der Fernzüge kommen pünktlich an. "Wir kämpfen weiter um jede Minute", versprach Lutz.
Intern bereitet die Bahn deshalb nach Informationen des SPIEGEL eine neue Pünktlichkeitsoffensive vor: Sie will in den kommenden Monaten die Spitzengeschwindigkeit ihrer neuen ICE-Züge der 4. Generation von 250 auf 265 km/h anheben. Nach Informationen des SPIEGEL sollen die Siemens-Züge dadurch Verspätungen einholen können. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte bei SPIEGEL+.)
Die verkürzte Fahrzeit könnte auch dazu dienen, auf der Strecke an mehr Bahnhöfen zu halten, heißt es aus Bahnkreisen. Ab sofort sollen für die Strecke von Köln nach Dortmund und ab November für die Strecke von Mannheim nach Fulda sogenannte Kapazitätsteams ihren Dienst aufnehmen, die die Abfertigung von verspäteten Zügen beschleunigen sollen und damit für mehr Pünktlichkeit sorgen sollen.
Die Auswahl für die Korridore ist gefallen, weil dort besonders viele Züge verkehren: Auf der rund 100 Kilometer langen Strecke zwischen Köln und Dortmund verkehren 820 Züge pro Tag, hinzu kommen 700 Fahrten von S-Bahnen. Auf der Strecke Mannheim-Frankfurt-Fulda sind es inklusive Parallelstrecken sogar 1200 Fahrten pro Tag, die von Fern-, Regional- oder Güterbahnen geleistet werden.
Aus Erfahrung weiß man bei der Bahn, dass sich Verspätungen aus Nadelöhren dieser Art rasch über das gesamte Streckennetz der Bahn ausweiten und die Pünktlichkeitsstatistik des Konzerns verhageln.
spiegel
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