Bereits im US-Präsidentschaftswahlkampf hat Facebook zahlreiche verdächtige Accounts auf seiner Plattform identifiziert. Wenige Monate vor den Zwischenwahlen hat der Konzern nun offenbar ähnliche Aktivitäten registriert. Die "New York Times" und "Politico" berichten, dass Facebook mehr als zwei Dutzend "gefälschte" Accounts gelöscht habe. Über die Profile sei gezielt versucht worden, die Wahlen im November zu beeinflussen.
Demnach habe Facebook das Weiße Haus und die Abgeordneten in dieser Woche über die Vorfälle informiert. Den Berichten zufolge soll es sich bei den gesperrten Accounts um acht Facebook-Seiten, 17 Profile und sieben Instagram-Profile handeln. Die Accounts seien zwischen März 2017 und März 2018 erstellt worden und haben den Berichten zufolge mehr als 290.000 Facebook-Nutzer erreicht.
Des Weiteren sollen die Accounts über einen Zeitraum von etwa 14 Monaten Anzeigen für 11.000 Dollar geschaltet haben. Thematisch hätten sich die Profile beispielsweise mit der "Unite The Right"-Veranstaltung beschäftigt. Dabei waren im vergangenen Jahr in Charlottesville Mitglieder verschiedener rechtsextremer Gruppen mit Gegendemonstranten zusammengestoßen. Als ein Anhänger der Rechten mit einem Auto in eine Menschengruppe fuhr, wurde eine Frau getötet.
Nathaniel Gleicher, der Chef der Abteilung für Cybersicherheit bei Facebook, sagte, die Aktivitäten seien jenen der Internet Research Agency mehr als ähnlich. Jedoch hätten die Verantwortlichen sich dieses Mal stärker bemüht, ihre Identitäten zu verschleiern. Hinter der sogenannten Internet Research Agency steckt ein in Sankt Petersburg residierendes Propagandaunternehmen, dass bereits den Präsidentschaftswahlkampf 2016 massiv beeinflusst haben soll.
Gleicher sagte jedoch auch, dass es bisher keine Beweise gebe, die die nun entdeckten Accounts mit russischen IP-Adressen in Verbindung brächten. Jedoch gebe es einige Verbindungen zu früheren Profilen der russischen Trollfabrik.
Wie die "New York Times" berichtet, arbeitet Facebook mit dem FBI zusammen. Amerikanische Geheimdienste warnen bereits seit Monaten davor, dass russische Hacker Einfluss auf die Zwischenwahlen nehmen könnten. Gleicher kündigte an, man werde weiter daran arbeiten, verdächtige Aktivitäten aufzuspüren.
Bei den Zwischenwahlen im November, den sogenannten Midterms, werden das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. Sie gelten als wichtigster Stimmungstest für Donald Trumps Präsidentschaft. Die nächste Präsidentschaftswahl findet erst im November in zwei Jahren statt.
spiegel
Tags: