Nach Angaben der Zeitung verlassen 20 Prozent der Offiziere innerhalb der ersten sechs Monate ihren Dienst, und es wird immer schwerer, die 8500 vorgesehenen freiwilligen Wehrdienstleistenden jährlich zu finden.
Dabei würde die mangelnde Finanzierung im Mittelpunkt der Probleme stehen. 2018 solle Deutschland 38,5 Milliarden Euro für Militärzwecke ausgeben. Etwa die Hälfte des Verteidigungsbudgets entfalle auf Personalausgaben und Versorgung, die reinen Betriebsausgaben würden 18,3 Prozent betragen. Für „militärische Beschaffungen“ blieben lediglich 13,1 Prozent oder 4,86 Milliarden Euro.
Das genüge bei weitem nicht für alle Aufgaben, die den deutschen Militärs gestellt worden sind. Das Blatt verweist unter anderem darauf, dass seit dem Ende des Kalten Krieges die Zahl von schweren Kampfpanzern von 4500 auf 225 rasant zurückgegangen sei.
Für die UN-Missionen in Afghanistan und Mali brauche die Bundeswehr teilweise eine andere Ausrüstung als bei der konventionellen Verteidigung in Europa, zum Beispiel Militärtechnik für extreme Klimabedingungen oder minensichere Schützenpanzer. Deutschland habe fast den gesamten ersten Afghanistaneinsatz (Isaf-Mission von 2001 bis 2014 – Anm. d. Red.) benötigt, um die Soldaten so sicher und gut wie möglich auszurüsten, schreibt die Zeitung.
Um das zu ermöglichen, sei die Bundeswehr zu Hause zu einem „besseren Ersatzteillager“ verkommen. Dies habe dazu geführt, dass die Bundesrepublik schlechtere Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung aufweisen könnte. Ein markantes Beispiel dafür sei die Übung der schnellen Nato-Eingreiftruppe VJTF gewesen, die zur Hälfte von den Deutschen gestellt würde. Um ihren Einsatz zu erfüllen, hätten sie quer durchs Land Fahrzeuge und Ausrüstungsteile zusammenleihen müssen, die dann anderswo wieder gefehlt hätten.
Momentan werde in der Bundesregierung die Erhöhung der Militärausgaben von 1,3 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts diskutiert. Viele Experten würden diese Maßnahme aber nur als Abfederung des Mangels betrachten. Laut dem früheren Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses, Klaus Naumann, bedeutet das keineswegs Aufrüstung, sondern eine Verringerung der seit 2000 durch Unterfinanzierung und Einsätze verursachten Mängel.
Zuvor hatte der Bundesrechnungshof Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen des Verschleierns der Ausrüstungsmängel beschuldigt. Ihre Erklärung über die Kampfbereitschaft von deutschen Schiffen und Flugzeugen habe nicht der Realität entsprochen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, sei letztes Jahr zum Beispiel kein einziges deutsches U-Boot einsatzbereit gewesen; weniger als die Hälfte der Fregatten und Panzer und nur jeder dritte Hubschrauber seien kampffähig. Außerdem hätten die Korvetten keine Bewaffnung, den Schiffen mangele es an kontrollierbaren Marschflugkörpern und den U-Booten fehle es an Besatzung.
sputniknews
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