Die USA haben der Türkei mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte der unter Hausarrest stehende US-Pastor Andrew Brunson nicht schnell freikommen. Die Regierung habe weitere Sanktionen vorbereitet, die man verhängen wolle, sollte der Pastor nicht zügig freigelassen werden, sagte Finanzminister Steven Mnuchinam Donnerstag bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus.
US-Präsident Donald Trump erklärte, die Türkei habe sich nicht als "guter Freund" der USA erwiesen. In der Nacht zum Freitag legte er noch einmal via Twitter nach. Die Türkei habe die USA seit vielen Jahren ausgenutzt. Nun würden sie "unseren wundervollen" Pastor festhalten. Trump nannte Brunson eine "Geisel". Und weiter: "Wir werden nichts für die Freilassung eines unschuldigen Mannes zahlen. Aber wir setzen bei der Türkei nach."
Die Krise zwischen den beiden Nato-Partnern dürfte sich dadurch weiter verschärfen. Der evangelikale Pastor Brunson war 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden und wurde kürzlich unter Hausarrest gestellt. Trump hat wiederholt seine umgehende Freilassung gefordert. Anfang August verhängte seine Regierung Sanktionen gegen zwei türkische Minister, die die Türkei erwiderte. Wegen der Krise war es zu massiven Währungsturbulenzen in der Türkeigekommen.
Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan hofft deswegen auf das Engagement finanzstarker Investoren. Vier Tage nachdem die türkische Landeswährung Lira wegen des Streits mit den USA auf historische Tiefstände gefallen war, sprach Finanzminister und Erdogan-Schwiegersohn Berat Albayrak am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Tausenden ausländischen Investoren. Am Morgen war die Rede von rund 4000 Teilnehmern aus Europa, den USA und dem Nahen Osten.
Albayrak telefonierte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auch mit seinem deutschen Kollegen Olaf Scholz. Scholz habe betont, dass eine starke türkische Wirtschaft wichtig für Deutschland und Europa sei. Am 21. September wollen Albayrak und Scholz demnach in Berlin zusammentreffen. Vermutlich geht es um die Vorbereitung des Staatsbesuchs von Präsident Erdogan in Deutschland Ende September.
Angesichts des Streits mit den USA sucht Erdogan verstärkt den Kontakt mit anderen Verbündeten. Am Mittwoch empfing er den Emir von Katar, der Investitionen von 15 Milliarden Dollar in der Türkei zusagte. Am Donnerstag telefonierte er mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dabei betonten sie die Wichtigkeit, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sowie die Investitionen weiter auszubauen, wie das Präsidialamt erklärte.
n-tv
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