Für Löw und die DFB-Elf wird es ernst

  04 September 2018    Gelesen: 1091
Für Löw und die DFB-Elf wird es ernst

Dass es gleich gegen den Weltmeister geht, ist für die deutsche Nationalmannschaft ein dickes Brett. Bundestrainer Joachim Löw weiß, dass er sich nach dem WM-Debakel keine Blamage erlauben darf. Und so hat die Nations League plötzlich hohe Priorität.

Ob es ein Neustart wird, muss sich zeigen. Erst einmal macht Joachim Löw weiter. 68 Tage nach dem historischen Vorrunden-K.o. der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland versammelt der Bundestrainer sein von ihm personell kaum verändertes Team in München wieder um sich. Am Donnerstag (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) geht es zum Auftakt der neuen Nations League in München gegen Weltmeister Frankreich. Am Sonntag steht dann, ebenfalls ab 20.45 Uhr, noch das Testspiel in Sinsheim gegen die Mannschaft aus Peru an, die in Russland ebenfalls in der Vorrunde ausgeschieden war, im Gegensatz zur deutschen Mannschaft aber immerhin nicht als Gruppenletzter.

Obwohl ursprünglich am vergangenen Mittwoch nominiert, ist etwas überraschend der linke Verteidiger Jonas Hector vom 1. FC Köln nun doch nicht bei der DFB-Elf. Er habe, sagte Löw, mit dem einzigen Zweitligaspieler im Kader intensiv gesprochen. "Für die kommenden beiden wichtigen Länderspiele brauchen wir Spieler, die fit und bereit sind und alles geben können. Jonas hat mir gesagt, dass er sich derzeit nicht auf höchstem Level fühlt." Und so stehen dem Bundestrainer nur noch 22 Spieler zur Verfügung, 16 waren bei der WM dabei.

Werner verteidigt Löw
Einer von ihnen ist Kapitän und Torhüter Manuel Neuer. Er sagt: "Wir wollen, dass es wieder besser aussieht." Es sei ja so: "Wir haben etwas gutzumachen. Den Druck haben wir selbst zu verantworten." Und auch Löw weiß, dass mehr auf dem Spiel steht, als alle vor der WM gedacht hatten. "Die Nations League nehmen wir sehr ernst." Was soll er auch sagen? Sollte der Auftakt gegen Frankreich misslingen, dürften die bisher eher leisen Diskussionen um ihn und seinen Job deutlich lauter werden. Völlig zu Unrecht, wie Leipzigs Angreifer Timo Werner nun in München sagte. Löw sei ein "Supertrainer. Er weiß auch und hat gesehen, was der Fehler war, und das ist ihm hoch anzurechnen, zu sehen, wie viel er auf sich nimmt". Werner hatte sich die Pressekonferenz mit Löws WM-Analyse am Mittwoch im Fernsehen angeschaut und freut sich "einen Teil dazu beizutragen, dass Geschehene wieder gutzumachen". Bis es so weit ist, hier nochmals kompakt, um was es in dieser Nationenliga geht:

Was ist die Idee? Die Nations League war eine Herzensangelegenheit des inzwischen geschassten und noch bis Oktober 2019 für alle fußballbezogenen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene gesperrten Uefa-Präsidenten Michel Platini aus Frankreich. Sein Ansatz: Immer Wettbewerb, keine müden Tests mehr. Die Nationenliga ist ein Ligensystem aller europäischen Nationalmannschaften mit Auf- und Abstieg, am Ende wird gar ein Pokal ausgespielt - und es gibt einen Qualifikationsanreiz bis hinunter zu den kleinsten Nationen.

Wie ist das Format? Die 55 Mitgliedsverbände der Uefa wurden gemäß ihrer Stärke in vier Ligen von A bis D eingeteilt. Innerhalb dieser Ligen gibt es vier Gruppen mit je drei oder vier Teams. In Hin- und Rückspielen werden Auf- und Absteiger ermittelt. Die vier Gruppensieger der Top-Division A mit Deutschland qualifizieren sich für das Finalturnier vom 5. bis 9. Juni 2019, bei dem der erste Sieger der Nations League ermittelt wird. Wo das Turnier stattfindet, entscheidet die Uefa im Dezember. Zur Debatte stehen Italien, Polen und Portugal.

Mit wem bekommt es die DFL-Elf zu tun?Deutschland spielt in Gruppe 1 der Top-Liga A gegen Frankreich und die Niederlande. Nach dem Auftakt gegen den Weltmeister an diesem Donnerstag in München (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) tritt die DFB-Elf am Samstag, 13. Oktober, in Amsterdam an. Drei Tage später, am Dienstag, 16. Oktober, steht in St. Denis das Rückspiel gegen Frankreich an, zum Abschluss am Montag, 19. November, geht's in Gelsenkirchen wieder gegen die Niederlande. ARD und ZDF übertragen die Partien. Der Gruppensieger nimmt am Finalturnier teil, der Tabellenletzte steigt in Liga B ab.

Wie sind die Reaktionen? Anfangs war der DFB einer der wenigen Verbände, die sich gegen der Einführung des neuen Wettbewerbs ausgesprochen hatten. Ein WM-Debakel später sagt Präsident Reinhard Grindel: "Der zentrale Unterschied zu früher ist: Es geht richtig um etwas." Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, hingegen bleibt bei seiner Meinung: "Keiner braucht die Nations League." Und Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke assistiert: "Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe."

Was wird aus den Testspielen? Ihre Zahl wird kleiner, ganz wegfallen werden sie nicht. So testet Deutschland drei Tage nach dem Spiel gegen Frankreich am Sonntag (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Peru und am Donnerstag, 15. November in Leipzig gegen Russland. Und auch vor großen Turnieren wird es Länderspiele zum Experimentieren geben.

Was wird aus den Qualifikationsspielen? Bleiben weitgehend bestehen. Der Beginn der Qualifikation zur EM 2020 wird jedoch von September in den März 2019 verschoben, Grundlage für die Auslosung ist die Rangliste der Nations League. Die jeweils zehn Gruppensieger und -zweiten qualifizieren sich. Die letzten vier Tickets werden über Play-offs im März 2020 an die vier besten, noch nicht qualifizierten Teams aus jeder Nations-League-Division vergeben.

Steigt die Belastung für die Profis? Nein. Die Nations League besetzt nur Termine, an denen bislang normale Länderspiele stattfanden.

Quelle: n-tv.de


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