Kulturschaffende fordern Boykott des Eurovision Song Contest in Israel

  11 September 2018    Gelesen: 720
Kulturschaffende fordern Boykott des Eurovision Song Contest in Israel

Der ESC soll 2019 von Israel ausgerichtet werden. Jetzt gibt es einen Boykottaufruf internationaler Kulturschaffender - darunter Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters und Regisseur Ken Loach.

Als Grund für den Boykottaufruf des Eurovision Song Contest (ESC) nennen die Kulturschaffenden Menschenrechtsverletzungen des Landes gegen Palästinenser. In einem Brief, der von der britischen Tageszeitung "The Guardian" veröffentlicht wurde, fordern die Künstler die Europäische Rundfunkunion (EBU) dazu auf, den Event an ein anderes Land zu vergeben. "Sie (die EBU, Anmerkung d. Redaktion) sollte die Durchführung des Wettbewerbs durch Israel (...) absagen und ihn in ein anderes Land mit einer besseren Menschenrechtsbilanz verlegen" so die Forderung. "Bis Palästinenser Freiheit, Gerechtigkeit und gleiche Rechte genießen, sollte es keine Normalität mit einem Staat geben, der ihnen ihre Grundrechte verwehrt."

Prominente Unterzeichner: BDS-Unterstützer

Zu den rund 140 Unterzeichnern des Schreibens zählen zahlreiche pro-palästinensische Aktivisten und Unterstützer derAnti-Israel-Kampagne BDS, (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), darunter Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters, die britischen Filmemacher Ken Loach und Mike Leigh, dazu der finnische Regisseur Aki Kaurismäki und die Schauspielerin Julie Christie. Auch Sänger Helmut Lotti, Musiker Brian Eno sowie sechs israelische Künstler stehen auf der Liste.

Boykottaufrufe des BDS gegen Israel gibt es immer wieder. Sie sind umstritten, weil Kritiker darin die Grenze zum Antisemitismus überschritten sehen. Ähnliche Boykottaufrufe hatte es zuletzt auch in Deutschland gegeben. Rocklegende Roger Waters gilt als prominentester Fürsprecher von BDS. Ihm wird vorgeworfen, mit seiner harschen Kritik an Israels Regierung in Antisemitismus abzugleiten - er selbst bestreitet den Vorwurf der antisemitischen Stimmungsmache.

"Das Recht und die Pflicht zur Ausrichtung"

Der Eurovision Song Contest findet jeweils in dem Land statt, aus dem der Vorjahressieger kommt. 2018 hatte die israelische Sängerin Netta mit ihrem Song "Toy" den ESC in Portugal gewonnen.

Der für die deutsche ESC-Beteiligung zuständige Leiter des Programmbereichs Fiktion & Unterhaltung beim NDR Fernsehen, Thomas Schreiber, wies Forderungen nach einem Boykott zurück. Der israelische Rundfunksender habe das Recht und die Pflicht zur Ausrichtung des ESC mit dem Sieg Nettas in Lissabon übernommen. "Wir freuen uns auf den ESC 2019 in Israel."

kk/ka (DPA, The Guardian)


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