Hasserfüllte Stimmung in Köthen

  17 September 2018    Gelesen: 1260
Hasserfüllte Stimmung in Köthen

In Köthen haben etwa 1.400 Menschen gegen die Flüchtlingspolitik demonstriert. Die Stimmung war hasserfüllt, aber Ausschreitungen gab es nicht - darauf achteten auch die Rechten.

 

Die Demonstrationen in Köthen sind am Abend ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. "Die Stimmung war teilweise hasserfüllt", berichtet ZDF-Korrespondentin Annegret Oster. Doch wegen großer Polizeipräsenz sei es nicht zu Zusammenstößen mit den Gegendemonstranten gekommen. "Auch die Rechten haben an ihre Demonstrationsteilnehmer appelliert, die Stimmung nicht eskalieren zu lassen", sagt Oster. Sie hätten nicht die Erwartungshaltung ihrer Kritiker erfüllen wollen. Laut Experten marschierten viele Neonazis und Hooligans mit, Demonstranten aus dem bürgerlichen Spektrum seien in der Minderheit gewesen.

Insgesamt waren mehr als 1.000 Polizeikräfte aus ganz Deutschland zusammengezogen worden. Auch Wasserwerfer und eine Reiterstaffel standen bereit, die Bereitschaftspolizei des Landes und die Bundespolizei waren laut einer Sprecherin ebenfalls vor Ort.

Auch AfD-Vertreter in Köthen

Nach Schätzungen zog es etwa 1.400 Menschen zu der rechtsgerichteten Kundgebung und Demo auf dem Markt, zu der unter anderem das fremdenfeindliche Dresdner Pegida-Bündnis und der rechtsgerichtete Verein "Zukunft Heimat" aus Brandenburg aufgerufen hatten, der auch in Cottbus aktiv ist. Auch AfD-Vertreter waren in Köthen, darunter Ex-Fraktionschef André Poggenburg. 

Am Rande sprach er von einer "Gewaltserie", die es in Deutschland gebe, und machte die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür mitverantwortlich. Viele Deutschlandfahnen wehten, auf Plakaten standen Aufschriften wie: "Wir sind Chemnitz! Wir wollen keine Messermänner", auf einem Transparent war "Danke Herr Maaßen für die Wahrheit" zu lesen. "Merkel muss weg"-Rufe ertönten.

Gegendemo "gegen rechte Hetze"

Etwa zeitgleich setzte sich am Bahnhof in Köthen eine Gegendemo gegen "rechte Hetze" in Bewegung, zuvor hatte es dort zunächst eine Kundgebung gegeben. Geschätzt waren dort 600 Demonstranten, der Veranstalter sprach von 700 bis 800 Teilnehmern. 

In der gut 26.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Köthen hatte es seit dem Tod des jungen Deutschen vor einer Woche mehrere rechtsgerichtete Demos, zu denen es auch Rechtsextreme zog, gegeben. Nach Behördenangaben starb der schwer herzkranke 22-jährige Deutsche an einem Infarkt, nachdem er sich schlichtend in einen Streit zwischen mehreren afghanischen Staatsbürgern eingeschaltet hatte und ins Gesicht geschlagen wurde. Zwei 18 und 20 Jahre alte Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Der Tod des jungen Mannes in Köthen hatte Befürchtungen aufkommen lassen, dass sich die Kleinstadt zu einem zweiten Chemnitz entwickeln könnte. In Sachsens drittgrößter Stadt hatte es ausländerfeindliche Übergriffe gegeben, nachdem Ende August ein 35-Jähriger Deutscher erstochen worden war. Tatverdächtig sind drei Asylbewerber. Nach der Tat war es zu Demos von Rechtsgerichteten, Neonazis, Gegnern der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel sowie zu Gegenprotesten gekommen.

Quelle: dpa, ZDF


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