Der türkische Geheimdienst MIT habe dem Bundesnachrichtendienst Anfang der Woche eine Liste mit den Namen von 69 Terror-Verdächtigen, ihren Adressen und Fotos übergeben, berichtete die regierungsnahe Zeitung “Yeni Asir” am Freitag. Erdogan wolle mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Liste reden und verlangen, dass die Verdächtigen unverzüglich an die Türkei ausgeliefert oder abgeschoben würden. Neben Dündar fänden sich auf der Liste militante Kurden und Linksextremisten sowie Menschen, denen die Türkei eine Verbindung zu dem im US-Exil lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen vorwirft.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Gülen-Bewegung für den Putschversuch 2016 verantwortlich. Er hält sich derzeit zu einem Staatsbesuch in Deutschland auf. In der Vergangenheit hatte die Türkei Deutschland immer wieder zur Auslieferung Terror-Verdächtiger aufgefordert. Die Definitionen beider Länder dazu gehen allerdings stark auseinander.
NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” berichteten, am Montag sei beim Auswärtigen Amt eine Verbalnote der Türkei eingegangen, in der die türkische Botschaft um die Festnahme und Auslieferung Dündars wegen Spionage, Verrats von Staatsgeheimnissen und Propaganda bitte. Dündar war Chefredakteur der regimekritischen Zeitung “Cumhuriyet”, ehe er nach Deutschland floh. Seine Frau lebt weiter in der Türkei und darf das Land nicht verlassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Vorgehen der Türkei gegen zahlreiche Mitarbeiter von “Cumhuriyet”, die wegen Terrorvorwürfen zu Haftstrafen verurteilt wurden, scharf kritisiert.
Einem “Bild”-Bericht zufolge drohte Erdogan, die am Freitag geplante gemeinsame Pressekonferenz mit Merkel platzen zu lassen, falls Dündar dort erscheine. Medienberichten zufolge verzichtete Dündar daraufhin auf seine Teilnahme.
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