Der Anteil von Armut bedrohter Menschen ist in Ostdeutschland weiter höher als im Westen - allerdings ist der Abstand kleiner geworden. Das geht aus Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder hervor, auf die die Linksfraktion im Bundestag aufmerksam gemacht hat.
So waren im vergangenen Jahr in den Ost-Ländern einschließlich Berlins 17,8 Prozent der Menschen armutsgefährdet - in Westdeutschland waren es 15,3 Prozent. Binnen eines Jahres sank der Anteil im Osten um 0,6 Prozentpunkte, während er im Westen um 0,3 Punkte stieg. Als von Armut bedroht gelten Menschen mit einem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens. Die Grenze lag 2017 im Osten bei 915 Euro, im Westen bei 1025 Euro.
Im Zehnjahresvergleich sind deutliche Verschiebungen erkennbar. So ist die Zahl der Armutsgefährdeten im Osten gesunken: 2009 waren dort noch 19,5 Prozent der Menschen von Armut bedroht. Im Westen ist der Anteil dagegen gestiegen. Vor zehn Jahren waren dort nur 12,9 Prozent der Menschen von Armut gefährdet.
Linke fordert Erhöhung des Mindestlohns
Deutliche Unterschiede bei der Armutsgefährdung zwischen Ost und West existieren den Daten zufolge bei den 18- bis 25-Jährigen. In den neuen Bundesländern waren im vergangenen Jahr 33,7 Prozent der jungen Menschen von Armut bedroht, während es im Westen 24,7 Prozent waren.
Die Sozialexpertin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann, warf der Bundesregierung bei der Armutsbekämpfung "Totalversagen" vor. "Über ein Vierteljahrhundert nach der Deutschen Einheit ist es nicht nachvollziehbar, dass es immer noch ein deutliches Einkommensgefälle zwischen West und Ost gibt", sagte sie. Prekäre Beschäftigung müsse zurückgedrängt, der Mindestlohn erhöht werden.
Auch der vor kurzem vorgestellte Jahresbericht zur deutschen Einheit sieht im Hinblick auf Wirtschaftskraft und Lohnniveau immer noch erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West. "Viele Menschen im Osten sehen sich als Bürger zweiter Klasse, als abgehängt", sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Wirtschafts-Staatssekretär Christian Hirte.
Quelle: n-tv.de
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