Hungersnot Anfang der 30er Jahre: US-Senat erkennt „Genozid“ gegen Ukrainer an

  05 Oktober 2018    Gelesen: 1066
Hungersnot Anfang der 30er Jahre: US-Senat erkennt „Genozid“ gegen Ukrainer an

Laut der ukrainischen Botschaft in Washington hat der US-Senat eine Resolution zur Anerkennung der Hungersnot (Golodomor) von 1932-1933 in der Ukraine als Akt des Genozids am ukrainischen Volk verabschiedet.

„Der US-Senat hat einstimmig eine von zwei Parteien erstellte Resolution angenommen, die als erster Rechtsakt in der Geschichte des US-Kongresses die Hungersnot von 1932-1933 als Völkermord am ukrainischen Volk einstuft“, teilt die ukrainische Botschaft auf ihrer Facebook-Seite mit.

Die Resolution verurteile außerdem „die systematischen Verletzungen der Menschenrechte“, die „die Sowjetregierung gegen das ukrainische Volk begangen hat“, heißt es.

Die Verfasser des Dokuments sind laut der Botschaft die Senatoren Robert Portman und Richard Durbin.

Wie im Juni berichtet wurde, hatte eine Gruppe von Kongressmitgliedern der Demokratischen und der Republikanischen Partei einen Resolutionsentwurf zur Einstufung des Großhungers als Genozid am ukrainischen Volk in den US-Kongress eingebracht.  
Im November 2017 hatte das US-Außenministerium die ehemalige Sowjetunion für den Großhunger in der Ukraine verantwortlich gemacht.

Der Massenhunger von 1932-1933 hatte alle führenden Getreideregionen der UdSSR — die Ukraine, den Nordkaukasus, die Gebiete am Unter- und Mittellauf der Wolga, einen bedeutenden Teil des zentralen Schwarzerdegebietes, Kasachstan, Westsibirien und den Südural erfasst. Laut unterschiedlichen Angaben starben sieben bis acht Millionen Menschen an Hunger, darunter drei bis 3,5 Millionen in der Ukraine, zwei Millionen in Kasachstan und Kirgistan sowie zwei bis 2,5 Millionen in der Russischen Föderation.

Kiew ist indessen bemüht, sich die gemeinsame Tragödie der UdSSR „anzueignen“ und durchzusetzen, dass die Hungerkatastrophe als „Genozid am ukrainischen Volk“ anerkannt wird. Seit 2003 versucht die ukrainische Regierung, die EU, die Uno und die UNESCO dazu zu bewegen, die Hungersnot als „geplanten Genozid von Stalin an der ukrainischen Nation“ anzuerkennen.

Viele Sowjetunion-Experten lehnen die Genozid-These ab. Der Wirtschaftshistoriker Stephen Wheatcroft argumentiert, dass die Hungersnot auch nicht-ukrainisch besiedelte Gebiete betraf.

Der frühere russische Präsident und heutige Premier Dmitri Medwedjew kritisierte in einem Brief die ukrainische Darstellung. Wie auch viele russische Historiker ist er der Meinung, dass die Hungersnot in der Ukraine Teil der sowjetischen Tragödie nach der Kollektivierung der Landwirtschaft von 1929 war. Die ukrainische Führung instrumentalisiere diese Erinnerungen, um die Ukraine von Russland zu entfremden, so Medwedew.

sputniknews


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