Europa will Russland nicht mehr als Feind wahrnehmen – El Pais

  17 Oktober 2018    Gelesen: 826
Europa will Russland nicht mehr als Feind wahrnehmen – El Pais

Die europäischen Länder erwägen die Entwicklung eines eigenen Sicherheitssystems sowie die Stärkung der Beziehungen zu Russland, schreibt der spanische Journalist Carlos Yárnoz für die Zeitung El Pais.

Ein wichtiger Moment in diesem Prozess sei der Vorfall mit dem spanischen Kampfjet im Luftraum über Estland nahe der russischen Grenze gewesen, der zu einem katastrophalen Konflikt führen hätte können. Danach habe man in Europa über die Sinnhaftigkeit nachzudenken begonnen, den Flug von Nato-Jets nahe der russischen Grenze zu erlauben. Auch ist laut El Pais überlegt worden, ob die Zeit reif sei, Russland nicht mehr als Feind, sondern als einen Verbündeten wahrzunehmen.      

Washington habe Moskau immer als Hauptbedrohung für seine Sicherheit angesehen und die Allianz weiter nach Osten bis zur russischen Grenze erweitert. Das sei der Hauptgrund für die zwischen Russland und der Nato entstandenen Schwierigkeiten. Osteuropäische Länder spielen laut Yárnoz eine wichtige Rolle dabei, indem sie Druck auf die Nato ausüben und bitten, ihre Grenzen für die Eindämmung der angeblichen „russischen Aggression“ zu stärken. Die US-amerikanische Wahrnehmung Russlands sei anderen europäischen Ländern beigebracht worden und habe sie am Aufbau freundschaftlicher Verbindungen zu Moskau gehindert.

Strategien, Allianzen und Bedrohungen würden sich jedoch ändern. Eine solche Transformation sei durch die Präsidentschaft Donald Trumps herbeigeführt worden, der den Brexit unterstütze, aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen sei und die USA zu einem unzuverlässigen Partner aus Sicht Europas gemacht habe. Darüber hinaus habe die Annäherung zwischen Trump und dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, Europa bangen lassen, dass es künftig keine wichtige Rolle in der Weltpolitik spielen werde. Deswegen gewinne in Europa immer mehr die Tendenz zur Annäherung an Russland an Bedeutung, das zudem der größte Lieferant von Energieträgern sei, so Yárnoz.             

Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron, sei der erste Politiker gewesen, der sich für einen Dialog mit Moskau eingesetzt und öffentlich vorgeschlagen habe, die Folgen des Kalten Krieges in Europa neu zu überdenken sowie das Gleichgewicht auf dem Kontinent zu sichern.  

Im letzten Jahr sei in Europa für die Schaffung eines eigenen Sicherheitssystems mehr getan worden, als in den vorherigen 60 Jahren. Dies soll unter anderem in der Wahrnehmung Russlands als einen Nachbarn, Partner und potenziellen Verbündeten und nicht als einen Feind gründen, betonte der spanische Journalist.

Ein Jagdflugzeug vom Typ Eurofighter Typhoon 2000 der spanischen Luftstreitkräfte hatte am 7. August irrtümlicherweise eine scharfe Luft-Luft-Rakete AIM-120 AMRAAM beim Flug über dem südlichen Teil Estlands abgefeuert. Die Rakete soll 3,7 Meter lang sein und einen Durchmesser von 18 Zentimetern aufweisen. Sie soll 80 Kilometer geflogen sein und vermutlich über dem unbesiedelten moorigen Waldgebiet Joeküla nah dem Endla-Naturschutzgebiet abgestürzt sein. Nach einer gründlichen Prüfung des mutmaßlichen Absturzortes konnten die Verteidigungskräfte Estlands weder die Rakete noch ihre Wrackteile finden. Kurz darauf  stellten estnische Militärs die aktiven Sucharbeiten ein. 

sputniknews


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