Karasek war wohl einer der berühmtesten deutschen Journalisten und Kritiker der Gegenwart. Nicht zuletzt wegen seiner langjährigen Mitarbeit am „Literarischen Quartett“ - einer Literatursendung des ZDF, die bis 2001 ausgestrahlt wurde. Zwölf Jahre lang hatte Karasek neben Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) die Sendung geprägt und war so einer breiten Öffentlichkeit bekanntgeworden.
Über mehr als 20 Jahre leitete er beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" das Kulturressort. Seine Erfahrungen verarbeitete er in dem Roman "Das Magazin". Als Kultur-Chef verantwortete Karasek auch jenes Cover, auf dem Marcel Reich-Ranicki Günther Grass` Roman „Ein weites Feld“ zerriss.
Seine journalistische Laufbahn hatte der Literaturkritiker bei der "Stuttgarter Zeitung" begonnen, danach war er Theaterkritiker bei der Wochenzeitung "Die Zeit" in Hamburg.
"Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert"
Bis 2004 war er Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel". Neben zahlreichen Büchern ("Süßer Vogel Jugend", "Soll das ein Witz sein") schrieb Karasek für Zeitungen wie "Die Welt" und das "Hamburger Abendblatt" - wo auch regelmäßig seine Glossen erschienen.
Er liebte das Publikum. Selbst nachdem das "Quartett" (1988-2001) nach 77 Folgen und 375 besprochenen Büchern eingestellt wurde, tauchte der umtriebige Kulturkritiker immer wieder auf dem Bildschirm auf, was ihm bisweilen Kritik einbrachte.
"Ich kann an solchen Fernsehauftritten nichts Ehrenrühriges finden", lautete sein Kommentar dazu. "Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert", sagte Karasek einmal. Seitdem kannten die Menschen sein Gesicht, auch wenn sie ihn manchmal mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass verwechselten, wie er berichtete.
Geboren wurde Karasek 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie vor der Roten Armee nach Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt.
Kindheit im Dritten Reich prägte Karasek
Nach dem Abitur übersiedelte Karasek 1952 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik. "Ich habe in zwei Diktaturen gelebt. Die erste habe ich gemocht und erst später gemerkt, dass das ein Schweineregime war. Die zweite habe ich von Anfang an gehasst."
Ihn habe seine Kindheit im Dritten Reich am meisten geprägt, erzählte er. "Durch den Krieg hat man gelernt, dass kein Stein auf dem anderen steht, nichts Bestand hat und man immer misstrauisch bleibt." Der Schliff und Drill, der ihm als Junge in der Hitlerjugend und in einer Nazi-Eliteschule vermittelt worden sei, habe bei ihm weniger nachhaltig gewirkt.
Hellmuth Karasek
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