CNN ist live auf Sendung, als die verdächtige Postsendung eintrifft - und um 10.09 Uhr der Alarm losgeht. Nach etwas Verwirrung müssen die Journalisten das Haus verlassen, ebenso alle anderen Menschen im Time Warner Center, in dem sich neben der New Yorker CNN-Filiale auch ein Luxushotel und ein Einkaufszentrum befinden. Der Sender verlegt sein Studio kurzerhand auf die West 58th Street.
Auf der Straße vor dem Gebäude herrscht noch Stunden später Chaos. Polizeisirenen heulen, Anti-Terror-Beamte mit Spürhunden sichern die Gehwege. Der Columbus Circle um die Ecke ist abgesperrt, samt Springbrunnen. "Was ist hier los?", fragt ein Fußgänger. "Bombenalarm", antwortet ein Passant lakonisch und eilt weiter.
Die New Yorker sind solche Ereignisse fast gewöhnt, aber dies ist dann doch eine neue Dimension: Sechs mutmaßliche Brief- und Paketbomben wurden am Mittwoch abgefangen, adressiert unter anderem ans CNN-Studio sowie prominente Politiker der oppositionellen Demokraten, allen voran Ex-Präsident Barack Obama, Bill und Hillary Clinton sowie Ex-Justizminister Eric Holder. Ein ähnliches Paket an den Demokraten-Finanzier George Soros wurde bereits am Montag sichergestellt.
Es seien eindeutig Terrorakte, die darauf abzielten, die freie Presse und Politiker einzuschüchtern, sagt New Yorks Bürgermeister Bill De Blasio bei einer Pressekonferenz auf der Straße vor dem CNN-Studio. Mit den Paketen sollte die amerikanische Gesellschaft terrorisiert werden. Dies sei eine "bitterböse Zeit in Amerika", fügt er unter Hinweis auf den aktuellen Midterm-Kongresswahlkampfhinzu. Für Amerika sei das ein "beunruhigender Vorfall".
Beunruhigend vor allem, weil der Täter noch nicht gefasst ist und Hintergründe sowie Motive völlig unklar sind.
spiegel
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