Hinter den Kulissen von VW

  30 September 2015    Gelesen: 571
Hinter den Kulissen von VW
Volkswagen war einst einer der Vorzeigekonzerne Deutschlands, stand weltweit für Verlässlichkeit und Qualität. Doch Insider sagen: Hinter den Kulissen ging es bei dem Autobauer schon lange vor dem "Dieselgate" mehr als fragwürdig zu.
Die Schadenfreude der Amerikaner ist kaum zu überhören: Ausgerechnet die „übermäßig grünen Deutschen“ litten nun unter einem Abgas-Skandal, ätzt das Magazin „National Journal“. Zudem sei der Skandal nur dank der „spritschluckenden Amerikaner“ aufgedeckt worden.

So hämisch die Schadenfreude der Amerikaner klingt, so wenig vermag sie zu überraschen. Deutschland wird im Ausland nicht zuletzt mit zwei Dingen identifiziert: dem überkorrekten Ingenieur, ehemals an dem Gütesiegel Dipl. Ing. erkennbar, und mit dem erhobenen ökologischen Zeigefinger.

"Angst, um mehr Zeit zu bitten"

Beide Aspekte vereint Volkswagen wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen – oder so schien es zumindest. Die Manipulation der Abgaswerte hat nicht nur das „National Journal“ eines Besseren belehrt.

Auch in Deutschland häufen sich Berichte über eine Kultur der Angst, über Druck und unsaubere Arbeit. So erzählt ein Insider FOCUS Online: „Selbst wenn ein Projekt in der vorgegebenen Frist gar nicht fertiggestellt werden kann, traut sich keiner, um mehr Zeit zu bitten.“

Insider: Winterkorn muss von der Manipulation gewusst haben

So sei es auch gelaufen, als vor Jahren die Abgaswerte manipuliert wurden: Weil ein neues Motormodell nicht früh genug fertig wurde, musste kurzerhand ein altes umgerüstet werden, um den Öko-Anforderungen gerecht zu werden. Die Software, die bei Tests genau die gewünschten Abgaswerte lieferte, kam da gerade recht.

Dass diese Manipulationen ohne das Wissen der Führungsriege geschehen sein könnten, kann der Insider sich nicht vorstellen. Vor allem der Bis-vor-Kurzem-Chef Martin Winterkorn sei über alles im Unternehmen informiert gewesen – wenngleich er nicht alles habe wissen wollen.

Arbeitsbedingungen wie in Nordkorea

„Wer Winterkorn einmal erlebt hat, weiß, dass ihm niemand freiwillig Probleme melden würde“, kritisiert der VWler. Er selbst habe zweimal erlebt, wie der Spitzenmanager einen cholerischen Anfall bekommen habe. Einmal hätte ein kritischer Abteilungsleiter an dessen Ende keinen Job mehr gehabt.

Vor allem die höheren Angestellten stehen demnach enorm unter Druck. Wie in Nordkorea gehe es bei VW zu, nur ohne Arbeitslager, zitiert der Mitarbeiter ein Bonmot des „Spiegel“.

VW: „Von Angst kann keine Rede sein.“

Volkswagen selbst zeigt sich von solchen Attacken überrascht. Von FOCUS Online mit den Vorwürfen konfrontiert, sagt Konzernsprecher Peter Thul: „Nichts davon kann ich bestätigen.“ Er selbst arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt für den Konzern und ist sich sicher: „Von Angst kann keine Rede sein.“

Intern ermittle der Konzern auf Hochtouren. „Wir lassen nichts unversucht, um alles rückhaltlos aufzuklären“, versichert Thul. Alles werde ans Licht kommen – allerdings erst dann, wenn die Beweise hieb- und stichfest seien. Bis dahin bleibt der Konzern wortkarg.

Der VW-Insider wiederum hält wenig von solchen Beteuerungen. Er befürchtet, dass einige wenige Sündenböcke geopfert werden, um das System zu retten. Dabei sei genau das der falsche Weg: „Wenn nicht mindestens 100 Mitarbeiter entlassen werden, vor allem aus den oberen Etagen, dann stimmt da etwas nicht.“

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