„Sie begrapschten uns, packten unter die Kleidung, machten die Hose auf“
Viele Menschen haben dieser Zeitung ähnliche Beobachtungen aus der Skandalnacht am Hauptbahnhof geschildert. Der Tenor ist immer gleich: zu wenig Polizei – und die Beamten, die da waren, waren letztlich überfordert.
Aber wie passt das zusammen mit der offiziellen Darstellung von Behördenleiter Wolfgang Albers? 143 Beamte waren in der Spitze am Bahnhof im Einsatz, plus 70 von der Bundespolizei – eine ausreichende Zahl, sagt Albers. Ausreichend für was?
Nach allem, was bisher bekannt ist, wurden mindestens hundert Frauen überfallen und ausgeraubt, jede vierte auch sexuell belästigt. Festnahmen gelangen der Polizei in der Nacht nicht. Nun muss eine Ermittlungsgruppe mühsam Zeugenaussagen und Film- und Fotodateien auswerten, um wenigstens noch den ein oder anderen Täter zu identifizieren.
„Die haben uns nur weggeschickt“
Einzelne in Köln untergebrachte Flüchtlinge haben berichtet, dass sie sich gemeinsam mit anderen Mitbewohnern aus Kölner Unterkünften in der Silvesternacht am Hauptbahnhof aufgehalten hätten. Ein aus Afghanistan stammender Mann sagte, er sei am Tatabend auf dem Bahnhofsvorplatz gewesen. Er habe sich mit anderen Flüchtlingen dort aufgehalten und Alkohol getrunken, Diebstähle habe er aber nicht begangen, und auch keine Frauen belästigt. Nach ihrer Beobachtung seien an diesem Abend auch junge Flüchtlinge aus anderen Kölner Heimen zum Dom und Hauptbahnhof gekommen, sagte er.
Zwei 18-jährige Gymnasiastinnen aus Remscheid berichten, sie seien um 0.20 Uhr unterhalb der Domplatte von einem Pulk aggressiver Männer umzingelt worden. „Es war wie eine Wand, die sich um uns bildete. Sie pöbelten, begrapschten uns, packten uns unter die Kleidung, machten die Hose auf. Es war widerlich und erniedrigend.“ Als sie sich nach zehn Minuten befreien konnten, so schilderten die beiden Abiturientinnen dem „Remscheider General-Anzeiger“, hätten sie vier Polizisten in der Nähe angesprochen. „Wir wurden von den Beamten nicht ernst genommen. Die haben uns nur weggeschickt.“