Italiens Wirtschaft gerät im Sommer in Konjunkturflaute

  30 Oktober 2018    Gelesen: 562
Italiens Wirtschaft gerät im Sommer in Konjunkturflaute

Mitten im Haushaltsstreit Italiens mit der EU-Kommission ist der Wirtschaft des von Populisten regierten Landes die Puste ausgegangen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte zwischen Juli und September zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt Istat am Dienstag mitteilte. Weder der Außenhandel noch die Binnennachfrage lieferten Impulse: So schwach präsentierte sich die Konjunktur seit Ende 2014 nicht mehr. Experten hatten immerhin mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Ministerpräsident Giuseppe Conte, erklärte, die Regierung habe mit den schwachen BIP-Daten gerechnet. Deshalb wolle sie mit höheren Ausgaben die Wirtschaft anschieben und den Haushaltsplan nicht mehr ändern.

Das chronisch wachstumsschwache Italien hinkt damit dem Euro-Raum hinterher. Doch auch die 19 Staaten der Währungsunion schafften im dritten Quartal insgesamt nur einen BIP-Zuwachs um 0,2 Prozent und enttäuschten damit Experten, die ein doppelt so hohes Plus erwartet hatten.

Die seit Juni in Rom amtierende Regierung aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung will das Wachstum unter anderem mit Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben ankurbeln und nimmt dafür deutlich höhere Schulden in Kauf. Der Haushaltsentwurf aus Rom wird von der EU-Kommission jedoch abgelehnt. Italien ist nach Griechenland das am höchsten verschuldete Euro-Land mit einem Schuldenberg von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Streit schürte unter Anlegern Ängste vor einer neuen Schuldenkrise und hat zu einem Kurseinbruch bei italienischen Anleihen geführt. Dies sorgt für Druck auf die Banken, die heimische Staatstitel im Gesamtwert von rund 375 Milliarden Euro in ihren Büchern haben.

Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe geht davon aus, dass die Konjunkturflaute in Italien der Regierung im Streit mit Brüssel in die Hände spielt. Sie habe jetzt ein Argument an der Hand zu sagen: “Seht her, wir müssen mehr für das Wachstum tun.” Aus Sicht des Experten braucht die strukturschwache Wirtschaft zwischen Mailand und Palermo in der Tat neuer Impulse: “Es werden Reformen, Bürokratieabbau und Haushaltskonsolidierung benötigt, jedoch keine künstlichen Impulse, die über Verschuldung laufen.”

Die entsprechenden Regierungspläne sorgen unter Investoren zusehends für Nervosität: Bei einer Emission zehnjähriger Anleihen musste Italien den Anlegern eine Rendite von 3,36 Prozent bieten - das höchste Niveau bei einer Auktion seit Februar 2014.

Durch die Wachstumsflaute im Sommer gerät nun auch die Prognose der Regierung ins Wanken, die für 2018 ein BIP-Plus von 1,2 Prozent erwartet. Diese Schätzung ist aber nur noch zu halten, wenn sich die Wirtschaft zum Jahresende deutlich belebt. Die ersten Stimmungsindikatoren für den Auftakt des vierten Quartals ergeben ein gemischtes Bild: Das Barometer für das Geschäftsklima sank auf den niedrigsten Stand seit Ende 2016, während der Index für das Verbrauchervertrauen überraschend zulegte.

reuters


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