Macron und Merkel beim Weltkriegsgedenken

  12 November 2018    Gelesen: 1175
Macron und Merkel beim Weltkriegsgedenken

Donald Trump bemüht sich in Paris nicht einmal, die Zerrissenheit des Westens zu kaschieren. Dafür demonstrieren zwei andere Staatschef Eintracht: Angela Merkel und Emmanuel Macron.

Emmanuel Macron bleibt Optimist. Was von den Pariser Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren bleiben werde, sagte Frankreichs Präsident an diesem Sonntag, sei das Bild der 70 in Frieden versammelten Staatschefs unter dem Triumphbogen.

Doch so ganz sicher kann sich Macron eigentlich nicht sein. Denn noch während er sprach, war etwa US-Präsident Donald Trump schon nicht mehr bei ihm. Trump sprach lieber auf einem amerikanischen Soldatenfriedhof in der Nähe der französischen Hauptstadt.

Vor den Augen der Welt hatte Trump die Einladung der französischen Gastgeber zum Pariser Friedensforum ausgeschlagen. Dort hielt neben Macron auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Grundsatzrede. Viele der internationalen Kameras aber waren in diesen Momenten auf Trump und dessen Parallelveranstaltung gerichtet.

Zu sehen war damit nicht mehr die Einheit des Westens, sondern dessen neue Zerrissenheit. Der Eindruck: Eine Stunde bei klassischer Musik - länger halten es Macron, Merkel und Trump nicht mehr freiwillig miteinander aus. Zumindest nicht an solch einem Gedenktag, auch wenn er Millionen von Opfern galt. Auch wenn er, wie Macron sagte, "die Verrücktheit und den Wahnsinn der Menschen" in Erinnerung rief.

Merkel fordert Bekenntnis zur Uno

Kanzlerin Merkel appellierte an die Vernunft. "Eine enge internationale Zusammenarbeit ist die einzige Möglichkeit, die Schrecken der Vergangenheit zu überwinden", sagte sie zur Eröffnung des Friedensforums. In Zukunft soll die Veranstaltung jedes Jahr am 11. November eine Art Messe des Multilateralismus feiern.

Merkel stellte in ihrer Rede die Vereinten Nationen in den Mittelpunkt. "Wir müssen uns zu dieser Gemeinschaft bekennen", forderte sie, ungeachtet aller Schwachstellen der Uno. "Hüten, schützen, fortentwickeln" wolle sie die Vereinten Nationen und warnte: "Kompromisslosigkeit ist der Weg in einen großen Unfrieden". Womöglich meinte sie damit auch den US-Präsidenten, der die Uno immer wieder kritisiert. Gar eine "Anti-Trump-Veranstaltung" sei das Pariser Friedensforum, hieß es im französischen Fernsehsender BFM.

Zumindest Merkel und Macron demonstrierten an diesem Tag Einigkeit. Man sah sie stets Seite an Seite. Unter dem Triumphbogen saß der französische Präsident neben der Kanzlerin. Wenig später beim Mittagessen im Élysée-Palast ebenfalls. Am Nachmittag dann der gemeinsame Auftritt auf dem Friedensforum.

Putin lobt Idee einer europäischen Armee

"Es lebe die Völkerfreundschaft, es lebe Frankreich", hatte Macron seine Rede unter dem Triumphbogen geschlossen. Da war schon klar: Er meinte vor allem die deutsch-französische Freundschaft. Merkel sah in ihr "den Kern" der Lehre aus zwei Weltkriegen.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin schien gegen die deutsch-französische Eintracht nichts einzuwenden zu haben. Ausdrücklich lobte er in Paris Macrons Forderung nach einer europäischen Armee. Das Ansinnen war tags zuvor von Trump per Twitter noch scharf kritisiert worden. Putin hingegen hielt es für "nachvollziehbar". Verständlich, denn es dürfte in seinem Interesse sein, wenn sich Europa und die USA weiter entzweien.

Deutsche Diplomaten wiederum machten am Wochenende in Paris überdeutlich, dass Berlin Macrons Idee einer europäischen Armee wenig zu schätzen weiß. Viel zu sehr hängt die Verteidigung Deutschlands von der Nato ab - und damit von den USA.

Zwei Führungsstaaten

Doch nach diesem Gendenktag wird es schwerer, Macron zu widersprechen. Es war eine Großinszenierung Frankreichs und Deutschlands als Führungsstaaten der internationalen Gemeinschaft.

Merkel wirkte dabei keine Sekunde so, als stehe ihr Ende als Kanzlerin nach dem Verzicht auf den CDU-Vorsitz in absehbarer Zeit bevor. Ganz im Gegenteil. Merkel bezog deutlich Position, sprach sich etwa in ihrer Rede für die Flüchtlinge in aller Welt. Sie sagte: "Wir dürfen uns einfach mit den bewaffneten Konflikten in der Welt nicht abfinden".

Macron schien das zu schätzen. Er lächelte Merkel immer wieder an. Als schienen ihm die Bilder mit der Kanzlerin sogar noch wichtiger als die Aufnahmen der 70 Staatschefs.

spiegel


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