Von Christoph Gurk
Ein paar Blocks vom Zentrum von Sacramento entfernt liegt der Green Solutions Cannabis Shop. Der kleine Laden verkauft Haschkekse, Cannabistees und natürlich Marihuanablüten, schön verpackt in kleine Döschen, 32 Dollar kosten zum Beispiel 3,5Gramm der Sorte "Blue Dynamite". Das alles ist ganz legal, seit dem 1. Januar 2018 darf in Kalifornien jeder über 21 Cannabis kaufen, allerdings nur in extra lizenzierten Geschäften wie Green Solutions, die dafür dann auch Steuern abführen.
So weit, so gut, doch wenn die Besitzer des Green Solutions und der derzeit zwei Dutzend anderen Cannabisläden von Sacramento ihre Abgaben an den Staat begleichen wollen, machen sie meist keine Überweisung. Stattdessen packen sie bündelweise Scheine in Rucksäcke oder Taschen und fahren mit dem Geld zu einem geheimen Treffpunkt mit Beamten der Steuerbehörde. Denn auch wenn Cannabis mittlerweile in mehr als 33 US-Bundesstaaten mehr oder minder legal ist, so ist Marihuana auf Bundesebene immer noch eine Droge, die grundsätzlich nicht anders behandelt wird als Kokain oder Heroin.
Das führt dazu, dass die allermeisten Banken lieber auf Geschäfte mit Cannabisproduzenten und Hanfhändlern verzichten, schließlich handelt es sich bei ihren Einnahmen rein rechtlich gesehen immer noch um Drogendollar. Die wenigen Institute, bei denen Bauern oder Ladenbesitzer dennoch ihr Geld einzahlen dürfen, lassen sich diesen Service teuer bezahlen. Das führt dazu, dass fast zwei Drittel der Firmen kein Konto haben, sie bezahlen ihre Ware in cash, genauso wie ihre Angestellten. Die Steuern werden eben auch bar bezahlt.
Eine gemeinnützige Organisation soll helfen, die Geldflut zu bändigen
Die Bundessteuerbehörde IRS stellt das vor gewaltige Probleme. Allein vergangenes Jahr bezahlten legale Cannabisfirmen in den USA 4,7 Milliarden Dollar an Steuern. Dieses Jahr dürfte dieser Betrag noch einmal kräftig steigen, schätzen Experten, unter anderem durch die Legalisierung von Marihuana in Kalifornien. Weil die meisten Unternehmen in den USA ihre Steuern aber längst per elektronischer Überweisung oder Scheck bezahlen, ist man bei der IRS überhaupt nicht mehr darauf eingestellt, dass Steuerpflichtige mit Säcken voller Scheine in lokale Büros marschieren, um dort ihren Obulus in bar zu begleichen. Um das viele Geld zu zählen, braucht es immer einen extra gesicherten Raum. Und damit dabei auch wirklich alles mit rechten Dingen zugeht, dürfen die IRS-Mitarbeiter beim Zählen nie alleine sein.
Der Geldsegen ist also sowohl zeit-, als auch personalintensiv. Nun wurde bekannt, dass die Steuerbehörde unlängst eine gemeinnützige Organisation eingestellt hat, die dabei helfen soll, mit der Flut an Dollarscheinen fertig zu werden. Wie genau diese Hilfe dann am Ende aussieht, ist noch nicht bekannt, weder Behörde noch Organisation wollen sich zu dem Vertrag äußern. Sicher ist aber, dass die Bundessteuerbehörde etwa 1,7 Millionen Dollar für den Service bezahlt hat. In der Cannabisindustrie fragen sich nun viele, ob man das Geld nicht besser dazu hätte verwenden können, den Firmen endlich ordentlichen Zugang zu Banken zu verschaffen.
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