Auf 50 Dollar und niedriger: Solcher Ölpreissturz steht uns bevor

  23 November 2018    Gelesen: 575
Auf 50 Dollar und niedriger: Solcher Ölpreissturz steht uns bevor

Die Ölpreise sind auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gefallen. Der Preis für die Ölsorte Brent sank auf 62 Dollar. Die Verluste wurden derzeit zwar geringer, doch Finanzmarktexperten sind sich sicher, dass sich die Talfahrt der Ölpreise nach einer kurzen Pause noch rasanter fortsetzt.

Ein Antriebsfaktor könnte der im kommenden Jahr erwartete massive Einbruch am US-Aktienmarkt sein.

Saudi-Arabien und OPEC plus

Anfang Oktober begann der Abwärtstrend auf dem Ölmarkt, als allmählich klar wurde, dass die Vorräte im ersten und zweiten Quartal 2019 erstmals steigen werden, was zu einem Angebotsüberschuss führen wird.

Die Gründe dafür sind die kommerziellen US-Ölvorräte in Rekordhöhe, die faktische Steigerung der Förderung durch Saudi-Arabien und andere OPEC-Länder sowie das de facto gescheiterte Ölembargo. Griechenland, Indien, Italien, China (darunter Taiwan), die Türkei, Südkorea und Japan können fossile Brennstoffe aus dem Iran importieren – trotz der neuen Einschränkungen seitens der USA.

Der aktuelle Ölpreissturz ist bereits der zweite in dieser Woche. Die Verschiebung der Gespräche über die OPEC-plus-Strategie 2019 beeinflusste die Marktakteure. Saudi-Arabien schloss eine Drosselung der Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag auf das Niveau von Oktober 2018 nicht aus. Die Situation spitzt sich auch durch die Prognosen über den Rückgang der weltweiten Ölnachfrage im kommenden Jahr zu.

Ein normales Niveau der Ölpreise, bei dem die Risiken des Angebotsüberschusses im ersten und zweiten Quartal berücksichtigt würden, wären 65 Dollar. Der Preissturz in den vergangenen Tagen hänge eher mit politischen Gründen zusammen, meint Timur Nigmatullin vom Consultingunternehmen Otkrytije Broker. Einer der Gründe sind die Kontroversen um den Thronfolger in Saudi-Arabien, dem größten Ölproduzenten der Welt.

Die Saudis sagten bereits, dass ihre Reserven nicht besonders groß sind und nicht ausreichen würden, wenn der Markt eine massive Steigerung der Fördermenge fordern sollte. Angesichts der Iran-Sanktionen der USA und der Handelskriege wurde die Nachricht über eine mögliche Machtrochade in Saudi-Arabien von den Marktteilnehmern nervös aufgenommen.

„Der Ölmarkt ist heute sehr unberechenbar, die Unberechenbarkeit wird in das wachsende Risiko transformiert, und je größer das Risiko ist, desto billiger sind die Aktiva und größer die Forderungen seitens der Investoren nach ihrer Rentabilität“, so Nigmatullin.

Hohe Sätze und teurer Dollar

Einige Beobachter erklären den Rückgang der Ölpreise mit fundamentalen Faktoren:  die Erhöhung des Leitzinses durch die Fed und den erstarkenden Dollar.

„Das Öl wird durch den Anstieg des Leitzinses und die Verteuerung des Dollar nach unten getrieben. Deswegen können die Ölpreise bis zum Jahresende auf 50 Dollar sinken“, sagte Alexander Rasuwajew, Direktor der Analyse-Abteilung von Alpari.

Der Experte schließt auch einen weiteren Rückgang der Ölpreise nicht aus. Auslöser könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit der Einbruch am US-Aktienmarkt sein, der im Oktober bereits mehrere Male massive Kursverluste verzeichnete.

Abstürze am US-Fondsmarkt

Grund des zu erwartenden Absturzes am Fondsmarkt ist die mögliche Insolvenz einer der größten Konzerne – General Electric bzw. Deutsche Bank. Bereits im Juni stufte der IWF die Deutsche Bank als riskantestes Finanzinstitut ein. Experten meinen, dass die Bank zwar nicht das Schicksal von Lehman Brothers ereilen werde, doch wenn es dazu käme, würden die Folgen für das Weltfinanzsystem katastrophal sein.

Laut US-Analysten würde gerade der Absturz am US-Fondsmarkt eine neue Krise auslösen. Analysten von JP Morgan Chase verweisen auf die gestiegene Zahl der Index-, Börsen- und anderen passiv gesteuerten Investmentfonds auf dem Markt als Merkmal der bevorstehenden Probleme. Während auf die passiven Fonds während der Weltkrise 2008 rund 30 Prozent der Aktiva entfielen, liegt diese Kennzahl nun bei 83 Prozent, so Experten.

Schutz vor Schwankungen

Experten zufolge ist Russland vor einem möglichen Rückgang der Ölpreise geschützt.

„Die Haushaltsregel sieht vor, dass auf dem Markt die gesamten Devisen bei Ölpreisen über 40 Dollar gekauft werden. Deswegen haben jedwede Schwankungen auf dem Ölmarkt keine Bedeutung für den Rubel-Kurs und den Staatshaushalt Russlands, so lange das Öl sich auf mehr als 40 Dollar beläuft“, so Nigmatullin.

Die jetzige Öl-Volatilität wird die russische Wirtschaft nicht stark treffen.

Zudem bildete Russland einen Airbag in Form von Gold- und Währungsreserven in Höhe von 460 Milliarden Dollar, 80 Milliarden Dollar davon sind monetäres Gold.

Die Struktur der russischen Reserven hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert – der Goldanteil stieg um das Zehnfache, während die Einlagen in Dollar-Treasuries auf den niedrigsten Stand sanken.

Kein Grund zur Freude

US-Präsident Donald Trump äußerte sich bereits zum Rückgang der Ölpreise und bedankte sich dafür bei Saudi-Arabien.

​„Die Ölpreise sinken. Sehr gut! So ein großer Steuerrückgang für Amerika und die Welt. Genießen sie es! 54 Dollar, zuvor waren es 82 Dollar“, schrieb Trump auf Twitter.

„Vielen Dank an Saudi-Arabien, doch wollen wir weiter nach unten gehen“, fügte Trump hinzu.

Allerdings weisen die Kommentare der Akteure der US-Ölbranche darauf hin, dass man keinen Grund zur Freude habe – die niedrigen Ölpreise können sich negativ auf das Schiefergas-Geschäft auswirken und zur Senkung der Kapitaleinlagen und Reduzierung der Investitionen in die Infrastruktur führen.

„Der Rückgang der Ölpreise kann das Wachstum der Ölproduktion im kommenden Jahr abschrecken“, schreibt das „Wall Street Journal“. Der amerikanische Öl- und Gasproduzent EOG Resources will nach eigener Auskunft mit der Kürzung der Fördermengen beginnen, wenn der Ölpreis auf unter 50 Dollar sinkt.

sputniknews


Tags:


Newsticker