"Hallo BMW", sagt der Fahrer, nachdem er hinter dem Lenkrad Platz genommen hat. Vielleicht hat er dem Wagen auch vorher schon einen individuellen Namen gegeben, dann reagiert die Elektronik auf diese Ansprache. "Ist mit Glatteis auf der Route zu rechnen?" Der 3er gleicht Navigationsdaten mit Wetterprognosen ab und gibt Auskunft. Das und mehr steckt in dem persönlichen Assistenten, der Teil des umfangreichsten Infotainments-Systems ist, das je in einem Serienfahrzeug der gehobenen Mittelklasse zu haben war.
Die Technik-Offensive der Bayern, die sich selbstverständlich auch auf Antriebe und Fahrwerk erstreckt, kommt alles andere als zu früh. Zuletzt war der 3er gegenüber seinen ewigen Rivalen, der C-Klasse von Mercedes und dem Audi A4, zumindest in Deutschland ein wenig ins Hintertreffen geraten, so dass in der Statistik der vergangenen elf Monate nur die Bronzemedaille blieb. Mit dem elektronischen Sprachgenie und verbesserten dynamischen Qualitäten zielt der Hersteller auf die Überholspur.
"Herz und Seele von BMW"
Eine weibliche, warme und weiche Stimme reagiert mit ausgesuchter Höflichkeit, aber auch erkennbar emotionslos auf die Wünsche des Menschen hinter dem Lenkrad. Versuche einer Überforderung ändern nichts an ihrer Freundlichkeit. Bedienung über Tasten oder Gestensteuerung sind deshalb aber keineswegs obsolet, erforderlichenfalls kann der Pfeil für die gewünschte Fahrtrichtung gleichzeitig dreifach angezeigt werden: Im Head-Up-Display, zwischen den zangenartigen Skalen von Tacho und gegenläufigem Drehzahlmesser sowie auf dem Hauptmonitor über der Mittelkonsole.
Bei einer derartigen Informationsfülle scheint die Frage nach der Bedeutung des reinen Fahrens berechtigt. Freude soll es machen, einen BMW zu lenken, besonders bei einem 3er, den Projektleiter Thomas Bäumer als "Herz und Seele von BMW" bezeichnet. Jede der sechs vorangegangenen Generationen ist im Schnitt auf mehr als 2,5 Millionen Autos gekommen. Der Basisviertürer, der künftig als 318d mit 150 PS bei 37.850 Euro beginnt, hat in der Vergangenheit eine enorme Spreizung und Modellvielfalt entsprechend der Präferenzen verschiedener Märkte hervorgebracht. Während zum Beispiel in Deutschland das Touring genannte Kombimodell mit einem Zweidrittel-Anteil den Vorzug genießt, fahren chinesische Kunden auf einen Dreier mit verlängertem Radstand ab, der exklusiv im Reich der Mitte gebaut wird.
Beeindruckende Längs- und Querdynamik zeichnen von jeher die M-Versionen des Dreiers aus, ein Allradantrieb ("xDrive") ist seit 1985 für die 3er-Reihe verfügbar. Seit sich die zweitürigen Varianten als 4er-Serie verselbständigten, muss die viertürige Ausgabe allein den ihr von den Entwicklern zugeschriebenen Status des Stammvaters aller Sportlimousinen bewahren. Mit der Version 330i, die 258 PS aus vier Zylindern schöpft, ist dank 400 Newtonmetern Drehmoment bereits solides Temperament spürbar. Das Modell M340i xDrive, kürzlich vorgestellt auf der LA Auto Show, gibt noch eine ordentliche Kelle drauf. Drei Liter Hubraum, verteilt auf sechs Zylinder, erzeugen 374 PS.
Verbesserte Lenkbarkeit, maximale Traktion
Den enormen Druck, der überwiegend von der Hinterachse ausgeht, konnten unabhängige Tester bereits mit Vorserienfahrzeugen auf der Rennstrecke im portugisischen Portimao erleben. Schließlich packt der Dreilitermotor mit maximal 500 Newtonmetern Drehmoment zu und ein speziell entwickeltes, hubabhängiges Dämpfersystem soll den Ansprüchen von sportlichen Fahrern noch besser gerecht werden. Das Innenleben der Dämpferhülsen ist an Vorder- und Hinterachse mit unterschiedlichem Aufbau versehen und reagiert deshalb angepasst auf Zug- und Druckanforderungen.
Verbesserte Lenkbarkeit auf der einen, maximale Traktion auf der anderen Seite sollen der Nutzen dieser Konstruktion sein, die mit einer verbreiterten Spur (vorn 43mm, hinten 21 mm) einhergeht. Gleichzeitig sorgen ein M-Sportfahrwerk und die variable Sportlenkung dafür, dem Piloten ein agiles Fahrverhalten zu vermitteln. Die hohe Rückmeldungsbereitschaft der Lenkung vermittelt nahen Kontakt zur Piste. Das präzise Handling wird ergänzt von einer fein dosierbaren Verzögerungskraft der Bremsen. Die satte Schallkulisse der zweiflutigen Abgasanlage unterstreicht den sportiven Charakter des Fahrerlebnisses.
Wer Hilfe beim Ein- oder Ausparken in Anspruch nehmen möchte, ist beim künftigen Dreier – der ab März auf die deutschen Straßen kommen soll – genau richtig. Das Auto "merkt" sich die letzten 50 Meter eines Einparkvorganges und kann ihn ohne manuelle Einflussnahme selbstständig im Rückwärtsgang nachvollziehen. Nach dem Vorwärtsausparken aus winkligen Lücken kann die Automatik ebenfalls helfen, wenn nämlich die Lücke aus irgendeinem Grund nochmals rückwärts angesteuert werden muss.
Sicherheit, wenn es eng wird
Trotz aller Innovationen gibt es natürlich auch Vertrautes, so etwa eine umfängliche Optionsliste, mit deren Hilfe sich der Wagen zu einer luxuriösen High-Tech-Kalesche hochrüsten und extrem verteuern lässt. Laserlicht, das auch in mehr als 500 Metern vor der Bugschürze eine Ausleuchtung der Fahrbahn verspricht, gehört ebenso dazu wie ein Engstellen-Assistent, der dem Überholen von Lastwagen auf schmalen Fahrbahnen den Schrecken nehmen soll. Dessen Wert wird allerdings von der Vorschrift konterkariert, dass Fahrzeuge von mehr als zwei Metern Breite in den Baustellen deutscher Autobahnen auf der rechten Seite zu bleiben haben. Zwischen den Enden seiner Spiegelgehäuse liegen beim 3er 2068 Millimeter, 16 mehr als beim Vorgänger.
Für den weiteren Verlauf des kommenden Jahres ist die Plug-In-Version des 3ers avisiert. Sie wird dank "Xtra-Boost" in sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten und bis zu 60 emissionsfreie Kilometer ermöglichen. Rein elektrisch ist ein Tempo von bis zu 140 km/h vorgesehen. "Ist der Ölstand in Ordnung?" gehört zu den Fragen, die der persönliche Assistent unterwegs verzögerungsfrei, präzise und zutreffend beantworten kann. Dass er auch selbstständig für das Nachfüllen des Schmierstoffs sorgt, übersteigt noch seine Fähigkeiten.
Quelle: n-tv.de
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