Zahlreiche Briten beantragen EU-Pässe

  07 Januar 2019    Gelesen: 834
Zahlreiche Briten beantragen EU-Pässe

Am 29. März ist es soweit: Großbritannien tritt aus der Europäischen Union aus. Wie der Brexit vonstatten gehen wird, ist allerdings noch immer unklar. Vielen Briten ist die aktuelle Situation zu unsicher. Sie suchen Halt außerhalb ihrer Heimat.

Angesichts des bevorstehenden Brexits ist die Zahl der Einbürgerungsanträge von Briten in vielen EU-Ländern erheblich gestiegen. Das gilt unter anderem für Deutschland, Irland, Portugal und Schweden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Der Run der Briten auf die Pässe aus anderen Ländern setzte mit dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 ein. Die einzelnen EU-Staaten legen die Hürden für die Einbürgerungen unterschiedlich hoch.

Der für Ende März geplante Austritt aus der Europäischen Union verunsichert zahlreiche Briten. Sie fürchten insbesondere ökonomische Nachteile bei einem Brexit ohne Abkommen mit der EU. Unter den Antragstellern sind junge Familien ebenso wie Rentner. Die Einbürgerungen in Deutschland liegen auf Rekordniveau: 2017 erhielten rund 7500 Briten die Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2015 waren es nur 622 gewesen. 2016 - im Jahr des Brexit-Votums - kletterte die Zahl schon auf 2865.

Die Briten nahmen 2017 in dieser Rangliste den zweiten Platz ein, mehr Eingebürgerte kamen nur aus der Türkei. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten Ende 2017 etwa 116.000 Briten in Deutschland. Informationen darüber, wie viele Personen insgesamt sowohl die deutsche als auch die britische Staatsangehörigkeit besitzen, lagen nicht vor.

Auffällig ist, dass fast jeder zehnte eingebürgerte Brite 2017 gar nicht in Deutschland lebte - das ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der mit Abstand höchste Anteil aller EU-Staaten. Bei diesen Briten mit deutschen Pässen handelt es sich überwiegend um Menschen, die vor den Nazis nach Großbritannien fliehen mussten, und um deren Nachkommen. Sie können nach dem Grundgesetz die deutsche Staatsbürgerschaft wieder einfordern.

Auch im Norden ist Brexit zu spüren

Auch das Interesse an irischen Pässen ist seit dem Brexit-Votum deutlich gestiegen. Das begehrte Dokument ist relativ leicht zu bekommen, wenn man irische Wurzeln hat. Es reicht schon, wenn nur die Großeltern in Irland geboren wurden, aber der Betroffene selbst und seine Eltern nicht. Nach Angaben der Regierung in Dublin gab es im vergangenen Jahr rund 183.000 Anträge auf einen irischen Pass aus Großbritannien. Rund 85.000 davon kamen aus Nordirland. Dort Geborene haben grundsätzlich Anspruch auf beide Pässe.

In Portugal schoss die Zahl der Anträge von 62 im Jahr 2015 auf rund 500 in den ersten elf Monaten des Jahres 2018 hoch. Dort dürfen die Briten ihren britischen Pass behalten, auch wenn sie Portugiesen werden. In dem Land leben etwa 50.000 Briten. Auch im Norden Europas ist der baldige Brexit zu spüren. Um eine schwedische Staatsbürgerschaft bewarben sich nach Angaben des Migrationswerkes im Jahr 2015 nur 511 Briten. Ein Jahr später waren es mit knapp 1600 Anträgen bereits mehr als dreimal so viele.

Mitte 2018 tauchte Großbritannien in den schwedischen Statistiken anders als in den Vorjahren unter den zehn häufigsten Ursprungsländern der Personen auf, die die schwedische Staatsbürgerschaft erhalten haben - hinter Ländern wie Syrien, Somalia und Afghanistan. Bis Ende Mai hatten da 583 Briten einen schwedischen Pass erhalten.

May warnt vor "unbekanntem Terrain"

Die britische Premierministerin Theresa May appellierte derweil erneut an das Parlament, für das Brexit-Abkommen zu stimmen. Andernfalls drohten wirtschaftliche Schäden und das Vertrauen in die Demokratie würde schwinden. Großbritannien stehe vor einer "tiefgreifenden Herausforderung", schrieb May in der Zeitung "Mail on Sunday".

Dem Sender BBC sagte May, sollte das Parlament das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ablehnen, begebe sich Großbritannien auf "unbekanntes Terrain". Auch könne durch das Ringen um einzelne Passagen des Vertrags der gesamte Ausstiegsplan scheitern. "Perfektionismus sollte nicht der Feind des Guten werden, weil wir dann Gefahr laufen, gar keinen Brexit zu haben." Einer zweiten Volksabstimmung über den Verbleib in der EU erteilte die konservative Politikerin erneut eine Absage und erklärte, das sei vor dem geplanten Austrittsdatum am 29. März auch gar nicht machbar.

Die Regierungschefin bestätigte darüber hinaus, dass die Parlaments-Abstimmung voraussichtlich am 14. oder 15. Januar stattfinden werde. Bislang war meist etwas allgemeiner von der dritten Januarwoche die Rede. Die Parlamentarier werden von Mittwoch an wieder über das zwischen London und Brüssel ausgehandelte Abkommen debattieren. Eine Mehrheit für das Abkommen ist aber immer noch nicht in Sicht. Ursprünglich war die Abstimmung schon am 11. Dezember geplant. May hatte den Termin aber wegen der sich abzeichnenden Niederlage verschoben. Bei einer ungeregelten Trennung von der EU am 29. März drohen Großbritannien chaotische Verhältnisse in vielen Bereichen.

Quelle: n-tv.de


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