DHB-Team demonstriert seine Stärke

  13 Januar 2019    Gelesen: 842
DHB-Team demonstriert seine Stärke

Die deutschen Handballer zeigen bei ihrem zweiten Auftritt bei er WM in Berlin gegen am Ende überforderte Brasilianer eine Glanzleistung. Die Hauptrunde ist in Sicht, Bundestrainer Christian Prokop spricht gar vom schönsten Tag seiner Amtszeit. Die Fans sind entzückt.

Es waren kaum zehn Minuten gespielt in Berlin, da spielte sich eine Szene ab, die es im Handball nur ganz selten zu bestaunen gibt: Andreas Wolff, der Torhüter der deutschen Nationalmannschaft, fischte einen abgefälschten Ball gegen die Laufrichtung mit einer Hand weg. Und er hielt das Spielgerät dabei noch fest. Wer jemals Handball gespielt hat, der weiß, dass eine größere Demütigung nicht möglich ist. Seit der EM 2016 weiß jeder, der sich mit dieser Sportart beschäftigt, dass Wolff einer der besten seines Metiers ist. Doch danach hat der Keeper einige Tiefen durchschritten. Nun, bei der Weltmeisterschaft in Deutschland und in Dänemark, scheint er genau zum richtigen Zeitpunkt wieder zurückgekehrt zu sein auf das Niveau, das die Gegner in Angst und Schrecken versetzt.

Kaum fünf Minuten nach seiner Parade trat Brasiliens Rechtsaußen Fabio Chiuffa zum Siebenmeter an und setzte den Ball weit neben den linken Torpfosten. Es schien, als habe der Akteur mit den Rastalocken regelrecht Angst vor dem deutschen Torhüter. Die Strategie war aufgegangen, der Wolff hatte seine Beute paralysiert.

Am Ende gewannen die deutschen Handballer gegen den überforderten Gegner überaus souverän mit 34:21 (15:8), die weitgehend einseitige Begegnung war eine Demonstration der Stärke. Nicht nur, weil Wolff überragend agierte, sondern auch, weil auch sonst ziemlich viel funktionierte. "Wir haben eine perfekte erste Hälfte gespielt", gab der Rückraumschütze Fabian Wiede hernach zu Protokoll. "Wenn du nach 20 Minuten nur drei Gegentore kassierst, sagt das einiges" so Fabian Böhm vom TSV Hannover-Burgdorf.

Der Funke springt über


Das Bollwerk hielt bis auf die Schlussphase der ersten Halbzeit tatsächlich. Die Defensivleistung erinnerte stark an den legendären Auftritt im Januar 2016, als die deutsche Mannschaft die Spanier beim EM-Finale im polnischen Krakau mit dem phänomenalen Wolff im Rücken an den Rand der Verzweiflung trieb. "Es war furios", sagte Wolff hernach, "wir haben mit 13 Toren Vorsprung gewonnen gegen einen Gegner, der gestern gegen Frankreich noch lange mitgehalten hat." Das war richtig beobachtet, wobei der Umstand, dass der Gegner nach seiner Auftaktpartie nur knapp 20 Stunden Zeit hatte, um sich auf die nächste Herausforderung einzustellen, mit Sicherheit ein Faktor war.

Doch das minderte nicht das Hochgefühl, das alle im deutschen Team erfasst hatte. Von der ersten Minute sprang der Funke zwischen den Spielern und den 13.500 Zuschauern in der Arena am Berliner Ostbahnhof über. Das, was in diesen 60 Minuten geboten wurde, nennt man wohl Heimspielkulisse. "Die Energie, die von den Zuschauern zu uns übergesprungen ist, war spürbar", sagte Abwehrspieler Finn Lemke. Und Kreisläufer Jannik Kohlbacher ergänzte: "Die Kulisse war vom Hallendach bis aufs Parkett voll da. Die Fans haben richtig Gas gegeben." Immer wieder haben alle Beteiligten betont, wie wichtig die Wechselwirkung zwischen Zuschauern und Spielern sei. Nun scheint es so zu sein, als sei der Schulterschluss, der eine Mannschaft tragen kann, frühzeitig gelungen. Für das Projekt Heim-WM kann das nur förderlich sein. Natürlich sind erst zwei Partien absolviert, doch es gibt einige Anzeichen, die dafür sprechen, als könne die Mission "Wintermärchen 2019" einen guten Verlauf nehmen.

Ein Indiz ist das Auftreten von Christian Prokop. Der Bundestrainer wirkte regelrecht euphorisiert. Seit er seinen Job als wichtigster Handballtrainer in Deutschland übernommen hat, musste der Sachse schwere Zeiten durchleben. Das krachende Scheitern bei der EM 2018 in Kroatien kostete den 40-Jährigen beinahe den Job, nun scheint er gefestigter denn je. Die Frage, ob dies das schönste Spiel in seiner Zeit auf der Bank der Nationalmannschaft gewesen sei, beantwortete Prokop mit einem klaren "Ja". Schon zuvor hatte er zu einer wahren Eloge angesetzt. Der Bundestrainer lobte die "fantastische Atmosphäre, das fantastische Spiel, wir waren in der Defensive sehr agil und in der Offensive sehr diszipliniert." Prokop erging es an diesem Abend wie allen, die ihr Herz an den deutschen Handball verloren haben: Er verließ die Halle in Berlin mit einem seligen Lächeln.

Quelle: n-tv.de


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