“Wir haben vor, hier weiter zu wachsen und das Gleiche gilt auch für unsere anderen Standorte”, kündigte Zentraleuropa-Chef Philipp Justus am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters bei der Eröffnung des neuen Büros in Berlin an. Das neue Gebäude in der Nähe der Museumsinsel habe Platz für bis zu 300 Mitarbeiter, umgezogen sei man mit 130 Leuten. Justus betonte, Deutschland spiele im Konzern eine wichtige Rolle. Konkrete Investitionssummen wollte er nicht nennen.
Mit Blick auf die USA und die besondere Stellung Deutschlands in Datenschutzfragen sagte Justus, dass er es als seine Aufgabe ansehe, “auf Diskussionen in Deutschland hinzuweisen und dafür zu sorgen, dass wir im Unternehmen insgesamt bessere Lösungen haben”. Viele Datenschutzangebote des Konzerns seien beispielsweise im Software-Entwicklungszentrum in München mitkonzipiert worden. Das sei ein “wichtiger Beitrag, den wir als deutsches Google-Team leisten können”.
Zuversichtlich gab sich Justus für eine Lösung der sich in einer Sackgasse befindlichen Reform des EU-Urheberrechts: “Wir glauben, dass es möglich ist, einen gemeinsamen Nenner für eine moderate Modernisierung zu finden.” Am Montag war ein geplantes abschließendes Treffen von EU-Abgeordneten, Vertretern der EU-Länder und Kommissionsmitgliedern abgesagt worden, was den Zeitdruck durch die EU-Parlamentswahlen im Mai noch erhöht. Knackpunkte in der seit zwei Jahren andauernden Debatte sind zwei Punkte des Rechtsvorschlags: Im Kapitel 11 dreht sich alles um die Einführung eines EU-weiten Leistungsschutzrechts. Dieses soll dafür sorgen, dass beispielsweise Online-Plattformen wie Google für die Verwendung von bereits veröffentlichten Online-Artikeln zahlen müssen. Kapitel 13 beschäftigt sich damit, dass Online-Plattformen wie die Google-Tochter YouTube, Instagram und GitHub Gebühren an Künstler und andere Rechteinhaber zahlen sollen, wenn sie deren Songs oder Videos verbreiten. Beides stößt Google auf: “Das könnte dazu führen, dass das Informationsangebot für Nachrichten wie auch Videos eingeschränkt wird.”
Datenschutzfragen treiben den Konzern derzeit auch in Frankreich um. Dort brummte die Datenschutzbehörde Google die Rekordstrafe von 57 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die neue EU-Datenschutzrichtlinie auf. “Wir müssen uns genau anschauen, was der Urteilsspruch bedeutet und wie das Urteil begründet ist”, sagte Justus. Das Unternehmen werde das Ganze konstruktiv angehen und fragen, was noch alles zum Schutz der Privatsphäre getan werden müsse.
Tags: