Doch an diesem Abend sagt Scheuer gleich am Anfang: "Ich bin ja bei Herrn Beck" und das gilt in zweifacher Hinsicht, nämlich bei der Frage nach der besten Strategie gegen das Morden des IS und bei der Frage, ob die Münchener Polizei angesichts der Terrordrohung an Silvester richtig reagiert hat.
"Menschen bei Maischberger" hieß die Sendung früher. Jetzt heißt sie nur noch "Maischberger", wurde von Dienstag auf Mittwoch verlegt und ist nicht mehr der Unterhaltungs-Abteilung des WDR zugeordnet. Folgerichtig will die Redaktion - frei nach Willy Brandt - mehr Politik wagen. Das ist den Zuschauern offenbar zumutbar, weil in der ARD von einstmals fünf nur drei Talkshows übriggeblieben sind und also die Gefahr gebannt ist, dass ständig der liebe Wolfgang Bosbach von der CDU auf irgendwelchen Studiosesseln sitzt.
Maischberger schafft keine Ordnung im Wust der Angst-Themen
"Übergriffe in Köln, Terror in Istanbul - Angstrepublik Deutschland" heißt das Thema. "Wenn Sie sich unsicher fühlen, dann sind Sie in bester Gesellschaft", sagt Sandra Maischberger gleich am Anfang. Die German Angst, jenes vermeintlich hierzulande typische und besonders starke Gefühl der Sorge um die Zukunft, das besiegt zu sein schien, ist mit aller Macht zurück.
Es sind auch ein bisschen viele Alarmmeldungen gerade und alles hängt scheinbar mit allem zusammen. Der IS trägt den Terror nach Europa, tötet in Paris und in Istanbul, führt gleichzeitig Krieg in Syrien und Irak. Unter anderem deshalb flüchten die Menschen nach Deutschland, genau wie diejenigen, die in Eritrea vor Bevormundung fliehen oder in Marokko keine Perspektive mehr sehen. Angela Merkel sagt: "Wir schaffen das", aber einige Hundert von mehr als einer Million Neuankömmlingen haben in Köln und anderen Städten Frauen sexuell missbraucht. Schlimm genug, was aber natürlich Wasser auf die Mühlen von Pegida und Co ist., die jetzt noch besser gegen Flüchtlinge hetzen können. Dabei nutzen sie Argumente, die früher auch von Feministinnen kamen, während die sagen, dass sexueller Missbrauch nicht alleine ein Problem muslimischer Gesellschaften ist. Puh.
Es ist sehr ehrenwert, dass Maischberger Ordnung in all die Debatten bringen will, die in den vergangenen Tagen so oft durcheinandergingen. Die Gästeauswahl - zwei Politiker, zwei Experten, eine Journalistin, ein Vertreter der Muslime in Deutschland, eine betroffene Frau aus Köln - ist halbwegs ausgewogen. Doch nach 75 Minuten bleibt der Eindruck: Maischberger hat sich verhoben. Musste sich verheben.
Tags: