Elektroautos: Umweltretter oder Untergang der deutschen Autoindustrie?

  28 Januar 2019    Gelesen: 1195
  Elektroautos: Umweltretter oder Untergang der deutschen Autoindustrie?

Bis 2030 sollen 37 Prozent der Autos in der EU mit Elektromotor und 47 Prozent hybrid betrieben werden. Doch lösen Elektroautos wirklich die Klimaprobleme und könnte das Ende des Verbrennungsmotors gar das Ende für die deutsche Autoindustrie bedeuten?

Nach dem Abgasskandal rund um den größten deutschen Arbeitgeber Volkswagen hatten die Politiker schnell einen Schuldigen für das Verpassen der Klimaziele gefunden. „Die Autoindustrie muss weg“, erklärte bereits im Frühjahr 2018 Miriam Dalli, die Berichterstatterin des Umweltausschusses der EU. „Wir müssen die Umwelt retten und deswegen CO2-Ausstoß senken sowie nur noch mit Elektroautos fahren“. Noch ist zumindest Deutschland weit von diesen Quoten entfernt, denn lediglich ein Prozent der derzeit zugelassen Pkws sind Elektroautos. Doch können Elektroautos wirklich unsere Umweltprobleme lösen?

Sind Elektroautos umweltfreundlich?

Elektroautos verursachen zwar während dem Fahren keine CO2-Emissionen, aber verbrauchen trotzdem Ressourcen. Zwei Drittel des heute verwendeten Stroms wird aus Gas und Kohle hergestellt. Wenn der Strom für 40 Millionen deutsche Autos kohlefrei produziert werden soll, müssten 20 neue Gaskraftanlagen oder 35.000 Windkraftanlagen errichtet werden. Das Kernproblem der Elektroautos sind aber die Hochleistungsakkus. Lithium-Akkus können nur in hochriskanten Chemiefabriken erzeugt werden und selbst  dem Institut für Energie und Umwelt ist der „Hype um die Stromer mittlerweile nicht geheuer“. „Wenn die angestrebten zehn Millionen Elektroautos gebaut werden“, rechnet der Heidelberger Forscher Hinrich Helms vor, „werden allein dafür 383 Prozent des weltweit gewonnenen Lithiums und 43 Prozent allen Nickels benötigt.”

Das Problem dabei ist, dass sich China schon längst sämtliche Schürfrechte in Afrika gesichert hat. Nicht außer Acht zu lassen ist auch die Brandgefahr bei diesen Akkus. So weist das Kieler Institut für Schadensforschung auf die Brandgefahr „für alle Elektrogeräte mit Lithium-Akkus” hin. Allein die Produktion eines Lithium-Akkus für ein Elektroauto würde dieselbe Energiemenge aufwenden, mit der ein Elektroauto „30.000 Kilometer weit kommt“.

E-Mobilität ein Irrweg?

Auch der berühmte Motoren-Entwickler Friedrich Indra hält die E-Mobilität für einen gefährlichen Irrweg: „Das Elektroauto löst kein einziges Umweltproblem und leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz.“

Indra weist darauf hin, dass „bei einer CO2-Well-to-Wheel-Betrachtung das Elektroauto in Deutschland um den Faktor 1,6 schlechter ist als ein Verbrenner“. Viel mehr sieht er neue CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe als die finale Lösung, denn diese benötigen für die Herstellung so viel CO2, wie dann im Betrieb wieder freigesetzt wird. „Damit ist das Auto mit Verbrennungsmotor sauber“. Durch den Abgasskandal scheint eine normale Diskussion um die Elektroautos nicht möglich zu sein. Sie werden als Heilbringer für alle Umweltprobleme gesehen. Indra wünscht sich, dass die deutsche Automobilindustrie einen ähnlichen Weg wie Toyota einschlägt: „Dort sagt man klipp und klar: Wir machen nicht mit, weil man damit kein Geld verdienen kann, die Energiebilanz schlecht ist und eine baldige Lösung nicht in Sicht ist“.

Diesel-Fahrverbote in Deutschland

Um die EU-Quoten zu erfüllen haben zahlreiche Städte wie Hamburg und Stuttgart bereits Diesel-Fahrverbote in der Innenstadt ausgerufen. Zurzeit gilt eine maximale Stickstoffbelastung von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft. Diese Grenzwerte wurden 2018 vereinzelt in einigen Regionen in Deutschland überschritten. Der LungenfacharztDieter Köhler hält diese Grenzwerte für überzogen:

„Es stirbt kein einziger Mensch wegen des Stickoxids an den Hauptstraßen. Dazu ist die Dosis viel zu gering“. Köhler weist darauf hin, dass „allein der Adventskranz im Wohnzimmer mit vier Kerzen über 200 Mikrogramm produziert“. In den USA gilt vergleichsweise  ein Grenzwert von 100 Mikrogramm, der in Deutschland 2018 nicht einmal überschritten wurde.

Der Anfang vom Ende für die deutsche Automobilindustrie?

„Aus heutiger Sicht stehen die Chancen vielleicht bei 50:50, dass die deutsche Automobilindustrie in zehn Jahren noch zur Weltspitze gehört“. Mit diesen harten Worten ließ der VW-Chef Herbert Diess aufhorchen.

Er sprach von einem „existenzbedrohenden Feldzug gegen das Auto“ und kritisierte Regulatoren, „in bisher unbekannter Hast unserer Branche neue Technikvorgaben zu machen“. Die weltweite politische Instabilität und die stark angeschlagenen Beziehungen zu Russland und der Türkei wären ohnehin Herausforderung genug. In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung erwarten die Autoren „den Wegfall hunderttausender von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie“. Mercedes hatte in Stuttgart bereits im vorigen Jahr mit großen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Offiziell ist die Rede von neun Prozent weniger verkauften Autos, die Einbrüche sollen jedoch „deutlich höher liegen“.

Autoweltmacht China?

China setzt bereits seit Jahren auf E-Mobilität und in keinem Land der Welt werden Elektroautos so stark gefördert. Der ehemalige Chefvolkswirt für BMW, Helmuth Becker, geht davon aus, dass der Absatzmarkt in China sich in der Zukunft bei 50 Millionen verkauften Autos pro Jahr einpendeln wird.

Das entspricht etwa der Hälfte des globalen Handelsvolumens. Trotz der zahlreichen Förderungen für Elektroautos waren 90 Prozent der im vorigen Jahr in China zugelassen Pkws mit stinknormalen Verbrennungsmotoren ausgestattet. Auch Becker kritisiert „die platte und unsachliche Verunglimpfung der Dieseltechnologie, dem Kern- und Meisterstück der deutschen Motorbaukunst“ und prognostiziert „einen Kollaps des System aufgrund struktureller Engpässe“, wenn Millionen Elektroautos auf den Straßen sind. Er selbst sieht das Ende des Verbrennungsmotors noch lange nicht gekommen, aber für ihn liegt die Zukunft im E-Fuel, also Strom im Tank: „Nur wenn Deutschland sich selber technologisch kastriert, hat China eine Chance, zur Automobilweltmacht aufzusteigen“.


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