USA und Polen wollen Nord Stream 2 verhindern – nicht nur wegen Russland

  30 Januar 2019    Gelesen: 1007
USA und Polen wollen Nord Stream 2 verhindern – nicht nur wegen Russland

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat eingeräumt, dass die Hoffnungen auf das Scheitern des Pipelineprojekts Nord Stream 2 allmählich schwinden.

Warschau tat lange sein „Bestes“, um dem Pipeline-Vorhaben Steine in den Weg zu legen, obwohl dieses nützlich für Europa ist. Dadurch kann Erdgas unter Umgehung der Ukraine nach Europa gepumpt werden. Aber der Hauptgrund ist eigentlich ein anderer.

Drei Großmächte und ein Polen

Morawiecki erläuterte, dass an dem Projekt „zwei starke Länder“ interessiert seien, „von denen eines — Russland — eine globale Großmacht und das andere – Deutschland – die vierte Wirtschaft der Welt ist“. „Das sind zwei mächtige Staaten, und man kann ihnen nur schwer etwas untersagen“, betonte der polnische Regierungschef. Die Umsetzung dieses Projekts bezeichnete er als „egoistische Aktivitäten“. Warschaus Position dazu ist allgemein bekannt, obwohl seine Wirtschaftsinteressen davon kaum betroffen werden.

Offiziell ist Polen über die möglicheFestigung der Positionen des russischen Energieriesen Gazpromin der Europäischen Union beunruhigt. Es bemühte sich um die Senkung der Abhängigkeit vom russischen Brennstoff, indem es mal die Bereitschaft zum Bau einer Leitung aus Norwegen zeigte, mal Flüssiggas in Katar kaufen wollte. Diese Projekte wurden – und werden – aus einem ganz einfachen Grund nie Realität: weil sie wahnsinnig teuer sind.

Durch Polen verläuft die Gasleitung „Jamal-Europa“, deren Kapazität mehr als 30 Milliarden Kubikmeter beträgt (zum Vergleich: Die geplante Kapazität der Nord Stream-2-Pipeline liegt bei 55 Milliarden Kubikmeter). Einen Teil dieses Gases kauft Warschau und den anderen befördert es weiter nach Deutschland – und verdient damit als Transitland. Und Warschaus Hektik ist im Grunde nachvollziehbar: 2022 läuft der Transitvertrag mit Russland aus. Und falls schon in diesem Jahr der zweite Nord-Stream-Strang in Betrieb genommen wird, verliert auch Polen seine Bedeutung als Transitland.

Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass einer der Versuche Warschaus, seine Abhängigkeit von Moskau zu überwinden, Erfolg hatte – auch wenn dieser eher fraglich war. Im vorigen Jahr hat es einen Vertrag über den LNG-Import aus den USA abgeschlossen. Voraussichtlich wird Polen jedes Jahr etwa zwei Milliarden Kubikmeter Flüssiggas aus Amerika bekommen, wobei sein jährlicher Bedarf bei ungefähr 16 Milliarden Kubikmetern liegt. In Warschau behauptet man, das LNG aus Übersee wäre billiger als das Pipelinegas aus Russland, ohne allerdings konkrete Zahlen zu veröffentlichen.

Auch Washington legt dem Nord-Stream-2-Projekt konsequent Steine in den Weg. Wie die Zeitung „Handelsblatt“ unter Berufung auf eigene Quellen im Weißen Haus mitteilte, verlangen die Amerikaner von Brüssel ein intensives Vorgehen gegen den Bau der neuen Leitung. „Wir wollen, dass das Projekt gestoppt wird“, sagte ein Insider klar und deutlich.

sputniknews


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