Deutschland hat von der Einführung des Euro vor 20 Jahren einer Studie zufolge am meisten profitiert, während Frankreich und Italien derzeit noch als bislang größte Verlierer der Währungsgemeinschaft dastehen. Wie die Wissenschaftler des Freiburger Centrums für Europäische Politik (CEP) bei der Vorstellung ihrer Berechnungen erklärten, konnte die Bundesrepublik durch die europäische Gemeinschaftswährung alles in allem einen Wohlstandsgewinn von knapp 1,9 Billionen Euro erzielen. Pro Einwohner seien dies 23.116 Euro, betonten die CEP-Forscher.
In ihrem Rechenmodell zur Auswirkungen der Euro-Einführung verglichen sie die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1999 bis 2017 in ausgewählten Euro-Staaten mit der Entwicklung in einem hypothetischen Szenario, in dem sie von einem Europa ohne Währungszusammenschluss ausgingen. Die Forscher untersuchten die rechnerischen Auswirkungen für beide Szenarien in acht der mittlerweile 19 Euro-Länder.
Der Euro war am 1. Januar 1999 zunächst als gesetzliche Buchwährung eingeführt worden. Drei Jahre später folgte die Bargeld-Einführung in zwölf Ländern, darunter auch Deutschland. In den Jahren danach konnte die Bundesrepublik ihre Position als stärkste Volkswirtschaft des gemeinsamen Währungsgebiets ausbauen.
Einen starken Wohlstandsgewinn durch den Euro verzeichnetet die Studie neben Deutschland auch für in den Niederlanden. Dort betrug der Zuwachs im Zeitraum 1999 bis 2017 den Wissenschaftlern zufolge etwa 346 Milliarden Euro. Griechenland dagegen, heißt es, habe anfangs zwar massive Vorteile vom Euro gehabt, seit 2011 blieben diese Effekte jedoch aus. Unter dem Strich kommt Griechenland demnach noch auf einen Wohlstandsgewinn von rund zwei Milliarden Euro.
Schlusslichter in der Entwicklung sind Frankreich und Italien, für die der Euro zu massiven Wohlstandseinbußen führte: Für Frankreich seien dies knapp 3,6 Billionen Euro, für Italien gut 4,3 Billionen Euro, fassen die Autoren der Studie die Lage zusammen. Die CEP-Experten ziehen daraus den Schluss, dass Frankreich und Italien bislang noch keine erfolgreichen Ansätze gefunden haben, wie sie ihre Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone stärken könnten.
An den Euro gefesselt
Für beide Staaten fiel ein zuvor ausgiebig genutztes Instrument durch den Euro-Beitritt weg: In den Jahrzehnten vor der Einführung der Gemeinschaftswährung hätten sowohl Frankreich als auch Italien zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit ihre Währungen regelmäßig abgewertet, erklärten die Wissenschaftler.
Aus ihrer Analyse leiten die Ökonomen klare Handlungsanweisungen ab: Um vom Euro zu profitieren, heißt es in der Studie abschließend, müsse Frankreich den mittlerweile eingeschlagenen Reformweg konsequent weitergehen. Spanien sei ein Beispiel dafür, wie mit Strukturreformen der Trend immer größerer Wohlstandseinbußen umgekehrt werden könne. Seit 2015 falle die Negativbilanz dort geringer aus. Das CEP gehört zur Stiftung Ordnungspolitik, die insgesamt für eine Wirtschaftspolitik im Sinne von Markt und Wettbewerb eintritt.
Quelle: n-tv.de
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