Buch des Ex-SPD-Chefs

  11 März 2019    Gelesen: 1122
Buch des Ex-SPD-Chefs

Was macht eigentlich Franz Müntefering? Der Ex-SPD-Chef hat ein Buch geschrieben - über seine Partei, Willy Brandt, Oskar Lafontaine und "Adolfittla".

Vor knapp zehn Jahren gab er den Posten des SPD-Chefs auf: Franz Müntefering, in der Partei schlicht "Münte" genannt, war Generalsekretär, Fraktionsvorsitzender, Arbeitsminister und Vizekanzler. 2005 versprach Müntefering seiner Partei noch: "Ich schreibe nie ein Buch. Ich halte nichts von diesen psychopathologischen Bemühungen, alles aufzuschreiben und aufzuarbeiten."

Mittlerweile ist Müntefering 79 Jahre alt - und nun hat er es doch getan: "Unterwegs. Älterwerden in dieser Zeit" lautet der etwas unbestimmte Titel des Buches, das der Ex-SPD-Chef am Montag in Berlin vorstellte. 224 Seiten, dem Vernehmen nach auf seiner geliebten, alten Schreibmaschine getippt.

Das Buch ist vor allem deshalb spannend, weil Müntefering sich - im Gegensatz zu manch anderem Ex-Parteichef - in den vergangenen Jahren mit öffentlicher Kritik an seinen Nachfolgern zurückhielt. Hat er sich die Abrechnung für sein Buch aufgespart? Eher nicht. "Unterwegs" ist ein persönlicher Rückblick, eine Analyse von Politik und Partei im typischen "Münte"-Stil: knappe, nüchterne Sätze ohne Pathos. Lediglich Oskar Lafontaine, einst Gegenspieler von Gerhard Schröder, bekommt von Müntefering persönlich einen mit.

Müntefering wurde im Januar 1940 geboren, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Wegen der Geburt habe sein Vater nicht nach Stalingrad gemusst, so Müntefering, sondern habe mit Generalfeldmarschall Erwin Rommel im Süden gekämpft. Lakonisch schreibt er weiter: "Ich denke, Krieg ist Krieg, aber auch im Krieg ist warm besser als eiskalt."

Ihm sei als Kind länger bewusst gewesen, "dass dieser Kriegsmist etwas mit Adolfittla zu tun hatte". Erst als Müntefering das Buchstabieren lernte, sei ihm bewusst geworden, dass es sich um einen Mann handelte: "Ich hatte mir darunter was anderes vorgestellt, irgendwas, Adolfittla eben. Keinen richtigen Menschen."

In der Nachkriegszeit wuchs Müntefering auf und wurde politisch geprägt. Er habe nicht verstanden, warum man mit "den Amis und den Tommys" Krieg gehabt habe. Die US-Amerikaner schenkten ihm "eine dicke Scheibe weißes Brot oder ein Kaugummi, "sie sagten 'Fackingbasta' zu uns und wir grüßten so zurück. Darüber freuten die sich und lachten."

Münteferings Vater kam im Juni 1946 aus der Gefangenschaft in Bengasi frei. Auf eine geplante Auswanderung nach Jacksonville, Florida, verzichtete die Familie. Als Industriearbeiter würde er schon Arbeit finden, habe der Vater gesagt und ab 1949, dem Gründungsjahr der Bundesrepublik, habe es auch "wieder hinreichend zu essen" gegeben.

spiegel


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