Kiew weiht neue China-Route ein

  18 Januar 2016    Gelesen: 1119
Kiew weiht neue China-Route ein
Der Konflikt mit Russland lenkt den internationalen Fernverkehr in neue Bahnen: Moskau sperrt sich gegen die Durchfahrt von Güterzügen Richtung Osten. Quer durch die südlichen Anrainerstaaten wächst eine neue Strecke heran.
Wichtige Weichenstellung für die Exportwirtschaft: Die Ukraine will ihre traditionellen Märkte in Zentralasien wegen eines russischen Transitverbots künftig auf einer alternativen Bahnroute beliefern. Die ersten Waggons seien von der ukrainischen Hafenstadt Illitschiwsk - einem Vorort von Odessa - am Schwarzen Meer aus abgefahren, sagte Infrastrukturminister Andrej Piwowarski in Kiew.

"Jahrelang haben wir davon nur gesprochen - jetzt sind die ersten 20 Container und 10 Waggons nach Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan und China unterwegs", meinte er. Die Fahrt soll etwa elf Tage dauern. In Kiew kursiert der Begriff "neue Seidenstraße" für die alternative Route - in Anspielung an den historischen Handelsweg von Ostasien zum Mittelmeer.

Auf Schienen bis nach China

Die ukrainischen Güterzüge müssen auf ihrem Weg in den Fernen Osten gleich zwei große Gewässer per Fähre überqueren: das Schwarze und das Kaspische Meer. Nach der Ankunft im Westen Kasachstans können die Züge auf dem Landweg ungehindert bis an die chinesische Grenze rollen. Dort besteht Anschluss an das riesige Eisenbahnnetz Chinas mit seinen rohstoffhungrigen Industrieregionen und den Finanzzentren Shenzen, Peking und Schanghai.

Das russisch-ukrainische Verhältnis hat sich nach dem Machtwechsel in Kiew vor zwei Jahren massiv verschlechtert. Zuletzt sperrten die benachbarten Ex-Sowjetrepubliken gegenseitig ihre Märkte für Waren. Ungewollt könnte Moskau dadurch allerdings seine günstige Stellung im asiatischen Frachtverkehr über Land verlieren. Sobald sich Transportrouten erst einmal fest etabliert haben, verlieren andere, womöglich aufwändigere Wege unter Umständen dauerhaft an Attraktivität.

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