„Wir haben etwa 100 Clans in NRW. Wir zählen für das Lagebild nur Familiennamen, auch wenn sie in verschiedenen Städten vorkommen. Für uns ist ein Name ein Clan“, zitiert die Zeitung den Kriminaldirektor beim Landeskriminalamt, Thomas Jungbluth.
In Nordrhein-Westfalen seien in den vergangenen drei Jahren insgesamt 14.225 Straftaten durch Clan-Mitglieder gezählt worden. Es gebe 6449 tatverdächtige Personen, soll es in dem Papier heißen.
Überraschendes Detail: Jeder fünfte Tatverdächtige ist laut Jungbluth eine Frau.
Frank Richter, der Polizeipräsident von Essen und Mühlheim, die als Hochburgen kurdisch-arabischer Großfamilien gelten, hat gegenüber „Focus Online“ beklagt, dass die Integration „voll gegen die Wand gefahren“ worden sei. „Lange Zeit ist dieses Phänomen vollkommen falsch eingeschätzt worden“, so Richter.
Das Problem sei, dass sich viele von diesen Menschen gar nicht eingliedern wollten. „Diese Menschen sehen den Staat nur als Beute an. Das gilt nicht für alle, aber zumindest für einen Teil.“
In solchen Großfamilien gebe es durchschnittlich acht Kinder. „Viele von ihnen leben offiziell von Hartz IV, da kommen mal schnell 5000 Euro pro Monat zusammen. Das ist die legale Grundlage, aber das reicht den kriminellen Familienzweigen nicht aus. Wir haben das gesellschaftliche Problem einfach lange Zeit verschlafen.“
Die Clanmitglieder zeichneten sich in der Regel durch ein großes „Imponiergehabe“ aus, gepaart mit Gewaltkationen. Alles nach dem Motto „große Autos, die Straße gehört uns, was wollt ihr hier?“.
Um den Clans zu verstehen zu geben, dass allein die Polizei auf den Straßen das Sagen habe, habe man die Präsenz erhöht und führe jetzt mehr Kontrollen durch, so Richter weiter
Die Großfamilien bezeichnet der Polizeipräsident als „ganz andere Welt“. Sie lebten nach dem Prinzip „die Familie steht über allem, der Staat ist ein notwendiges Übel, Rechtssysteme zählen nicht“. „Längst haben sich hier Parallelgesellschaften etabliert.“
Bei Einsätzen begegnen die Kollegen laut Richter oft massivem Widerstand: „Da stehen schnell 60 bis 80 Leute auf der Straße und versuchen die Polizeimaßnahmen zu unterbinden.“ Selbst bei Gerichtsprozessen würden Clan-Mitglieder versuchen, die Zeugen, Richter und Staatsanwälte einzuschüchtern.
Die Essener Polizei bekämpfe das Clan-Phänomen mit der Besonderen Aufbauorganisation (BAO). Normalerweise würden solche BAOs nur für kurze Zeit bei großen Katastrophen, Terroranschlägen oder herausragenden Verbrechen gebildet. „Für den Kampf gegen die Clans brauchen wir aber einen langen Atem. Deshalb haben wir diese Maßnahme auf die Dauer von fünf Jahren konzipiert.“
sputniknews
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