Wirtschaft begrüßt Brexit-Aufschub - "Kleineres Übel"

  11 April 2019    Gelesen: 738
Wirtschaft begrüßt Brexit-Aufschub - "Kleineres Übel"

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft sieht den erneuten Brexit-Aufschub mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

“Die EU hat sich für das kleinere Übel entschieden, mit Chaos wäre niemandem gedient”, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann, am Donnerstag. “Der wirtschaftliche Preis dafür ist, dass die Unternehmen dies- und jenseits des Kanals in den kommenden Monaten weiter in der Luft hängen, was die Ausgestaltung der künftigen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen betrifft.” Diese lähmende Ungewissheit trübe die Stimmung und hinterlasse konjunkturelle Spuren beiderseits des Kanals.

“Die Unsicherheit bleibt”, sagte auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer. “Die Exporte von Deutschland in das Vereinigte Königreich sind bereits deutlich zurückgegangen.” 2018 waren sie um vier Prozent auf 82 Milliarden Euro gesunken, nachdem es schon in den beiden Vorjahren einen Rückgang gegeben hatte.

Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, forderte vom britischen Unterhaus “Klarheit im Brexit-Chaos”: “Ein Austrittsabkommen sollte so schnell wie möglich ratifiziert werden, um endlich Planungssicherheit zu schaffen und einen No-Deal-Brexit ein für alle Mal auszuschließen.” Auch der deutsche Privatbankenverband BdB begrüßt die Verschiebung. “Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben in dieser schwierigen Situation verantwortungsvoll gehandelt”, erklärte Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid. “Wäre das Vereinigte Königreich auf die harte Tour aus der EU ausgeschieden, hätte das die zukünftige Zusammenarbeit erheblich erschwert.” Eine Ratifizierung des Austrittsabkommens noch vor der Europawahl Ende Mai wäre nun die bevorzugte Lösung.

Die EU und Großbritannien haben sich in der Nacht auf Donnerstag auf eine Verschiebung des Brexit-Termins bis zum 31. Oktober geeinigt. Das Land kann aber früher aus der EU austreten, wenn der umstrittene Brexit-Vertrag das britische Parlament passiert.


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