„Das Niveau der Niedrigzinsen, das wir hier in Europa seit Jahren, in Japan und den USA sogar noch länger haben, hat es historisch noch nie gegeben“, sagte Dimitri Speck, Goldmarkt-Experte und Buchautor aus München im Sputnik-Interview. Ein weiterer dramatischer Grund: Die weltweite Verschuldung: „Diese war in Friedenszeiten noch nie so hoch wie jetzt.“ Die aktuelle Weltlage im Bereich der Währungen und Finanzen „birgt hohe Risiken“. Es könne zu Deflation kommen (Geld wird überbewertet – Anm. d. Red.), „so dass die Verschuldungen sozusagen ausgebucht werden“.
Wahrscheinlicher sei aber Inflation (mehr Geld wird erschaffen und verliert an Wert – Anm. d. Red.), „um die Schulden zu bedienen“. Dies führe dann zwangsläufig zu einem Geldwertverlust. Die Folge: „Finanzmarkt-Blasen“. Blasen in den Währungen oder an den Anlagemärkten können – vereinfacht gesagt – durch Kreditschöpfung oder durch Umschichtung von Geldern entstehen.
„Seit den 70er Jahren erleben wir eine Zunahme der Verschuldung und befinden uns seitdem in einem zunehmenden ‚Blasen-Modus‘ weltweit.“ Dies wurde beispielsweise bei der „Dotcom-Blase“ um das Jahr 2000 herum und auch bei der letzten großen Finanzkrise ab 2008 sichtbar. „Seitdem nimmt das Problem zu: Nicht nur Zentralbanken, auch andere Akteure spielen hier eine Rolle. Mittlerweile haben wir so viel Geld und so niedrige Zinsen im Umlauf, dass wir Blasen an vielen Märkten haben. Wir haben Blasen in den Immobilienmärkten von Kanada, Australien und China. Auch in München beispielsweise. Oder auch bei den Gewerbeimmobilien in den USA. Dort haben wir auch aufgeblähte Aktienmärkte. Das ist sicher eine ungesunde Entwicklung, die über kurz oder lang bereinigt werden muss.“
Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft lässt sich dem Finanz-Experten zufolge mit der japanischen Volkswirtschaft vergleichen. Es sei ähnlich wie in Japan seit Jahrzehnten: „Die Verschuldung ist in Japan einfach immer weiter gestiegen, und das relativ zur Wirtschaftskraft. Irgendwann wird dies außer Kontrolle geraten. Das ist ein sehr bedenklicher Zustand.“
Kein anderer Staat der Welt ist größer verschuldet als Japan. Bei der Staatsverschuldung prozentual gemessen am nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) belegt die ostasiatische Wirtschaftsmacht den ersten Platz der Weltrangliste. Dicht gefolgt von Griechenland, wie der IWFzuletzt im April 2018 mitteilte. Japan müsste Schulden begleichen, die fast dreimal so groß sind wie die eigene nationale Wirtschaftsleistung. Bereits 2010 hatte das Land fast 700 Prozent mehr Schulden als eigene Steuereinnahmen angehäuft.
sputniknews
Tags: