Die Nato-Lüge: Wozu die Militarisierung Montenegros?

  17 April 2019    Gelesen: 1583
  Die Nato-Lüge: Wozu die Militarisierung Montenegros?

Die Behörden von Montenegro behaupteten, dass das kleine Land nach dem Nato-Beitritt gar keine Armee benötigt und Montenegro nicht am anderen Ende der Welt nach dem Kommando der Allianz kämpfen muss… Doch dann stellte sich heraus, dass in Montenegro der Wehrdienst wiedereingeführt wird, der bislang zwar freiwillig war.

Zudem wird ein Gesetz vorbereitet, wonach die Soldaten nicht einmal nach ihrer Zustimmung gefragt werden, wenn sie zu einer Nato-Mission ins Ausland geschickt werden.

Das Verteidigungsministerium Montenegros wirbt vom 9. bis 24. April während einer PR-Kampagne für den freiwilligen Wehrdienst. Für Montenegro ist es eine zwar neue, jedoch längst vergessene Praxis. 2006 schaffte Podgorica nach dem Zerfall der Bundesrepublik Jugoslawien die Wehrpflicht ab und ging zu einem auf Verträgen beruhenden Prinzip bei der Bildung der Streitkräfte über. Mit Beginn dieses Jahres nahm Montenegro diese Praxis wieder auf, bislang aber auf freiwilliger Basis.

Die Kampagne findet in sechs Städten statt: Berane, Bjalo polje, Tivat, Bar, Niksic und Plevlja. Es werden mit dem Motto „Werde ein Teil von uns“ junge Patrioten angeworben. Das Verteidigungsministerium bietet ihnen Löhne in Höhe von 250-300 Euro pro Monat an.

Ein Teil der Bevölkerung Montenegros wundert sich über diese Aktivitäten der Behörden, weil die politischen Anführer vor dem Nato-Beitritt 2017 eindeutig gesagt hatten, dass die Mitgliedschaft in der Allianz an sich eine ausreichende Garantie für die Sicherheit Montenegros sei. Es wurde behauptet, dass nach dem Nato-Beitritt sich stärkere Partner um das Land kümmern würden, und eine eigene Armee faktisch nicht gebraucht werde.

Wichtig ist hervorzuheben, dass das Verteidigungsministerium parallel eine weitere gesetzgebende Initiative vorlegte, laut der die Teilnahme an internationalen Missionen der Nato für montenegrinische Soldaten verpflichtend sein werde. Über diesen Gesetzentwurf wird seit Dezember diskutiert, als wegen des Boykotts der Opposition nicht die notwendigen zwei Drittel der Stimmen geholt werden konnten. Die Teilnahme an ausländischen Missionen bleibt freiwillig.

Der Publizist Marko Vesovic sagte im Gespräch mit Sputnik, dass die Zufriedenheit des Verteidigungsministeriums mit den Ergebnissen der eigenen Kampagne mit der sehr angespannten Wirtschaftssituation verbunden sei, in der sich Montenegro bereits seit vielen Jahren und Jahrzehnten befinde. Den Menschen gehe es so schlecht, dass sie alle Möglichkeiten zum Geldverdienen nutzen, die ihnen die Armee und der Job als Söldner bietet.

Vesovic zufolge hatte Montenegro vor dem Zerfall Jugoslawiens eine ziemlich entwickelte Militärinfrastruktur und ein gutes Militärpotential. Doch nach 1999 wurde alles gezielt zerstört.

„Als Montenegro ein unabhängiger Staat wurde, beschloss seine politische Spitze, das Verteidigungspotential des Landes fast vollständig zu zerstören. Es wurde ein lächerliches Verteidigungsministerium aus 2500 Menschen gebildet, von denen nur 500 den aktiven Bestandteil bildeten. Das wurde damit erklärt, dass das strategische Ziel die Nato-Mitgliedschaft war, und die Nato dann ausreichende Sicherheitsgarantien bereitstellen werde, weshalb man eigentlich keine Armee brauche“, so der Experte.

Jetzt vollziehe sich das, was diesen Ankündigungen widerspricht. Die Armee Montenegros werde wieder etwas Notwendiges und Erwünschtes. Es begännen Gespräche über den Wiederaufbau des Militärpotentials des Landes. Es werde an Gesetzen gearbeitet, die den Menschen die Teilnahme an internationalen Nato-Missionen verpflichtend diktieren, also die Teilnahme an Militärhandlungen auf fremdem Territorium als Söldner, so Vesovic.

„Das ist eine heuchlerische Politik der Regierung Montenegros. Wenn man die schwere sozialwirtschaftliche Lage im Lande in Betracht zieht, habe ich keine Zweifel daran, dass sich bestimmte Menschen finden, die bereit sind, diesen Job zu machen“, so der Experte.

Ihm zufolge geschieht gerade etwas, was von den politischen Anführern früher ausgeschlossen worden war – Soldaten aus Montenegro werden zu den gefährlichsten und riskantesten Nato-Missionen weltweit entsendet.

„Es stellt sich also heraus, dass die Staatsbürger Montenegros einfach in die Irre geführt wurden. Weil ihnen versprochen wurde, dass es nichts Ähnliches geben wird, und solche Aussichten nur von der Anti-Nato-Propaganda skizziert werden, die die Einwohner angeblich mit der verbrecherischen Nato-Maschine einschüchterte, die sie unbedingt an das Ende der Welt in den Krieg schicken will. Die Behörden behaupteten, das seien Lügen. Jetzt sehen wir, dass sie die Einwohner belogen haben, als sie von den strategischen Vorteilen der Nato-Mitgliedschaft sprachen“, so Vesovic.

sputniknews


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