Noch so ein „Su-Killer“? Britisches „Tempest“-Programm startet neu

  19 April 2019    Gelesen: 836
  Noch so ein „Su-Killer“? Britisches „Tempest“-Programm startet neu

Große Rüstungsfirmen sind bereit, in das britische Kampfjet-Programm „Tempest“ zu investieren, berichtet das Fachblatt „Aviation Week“. Dies ist insofern überraschend, als das Projekt eigentlich schon als aufgegeben galt: Die RAF hat ja beschlossen, den F-35 aus den USA zu beschaffen. Das Portal „Army News“ geht der Sache auf den Grund.

Immer wieder erweisen sich Meldungen von „Aviation Week“ als wahr – auch und gerade, wenn es um Top-Secret-Infos geht. Im November 2013 zum Beispiel veröffentlichte das Fachportal Details über die geheime Hyperschalldrohne von Lockheed Martin: SR-72. Im Dezember desselben Jahres berichtete das Portal über die Stealth-Drohne RQ-180 von Northrop Grumman, die die US Air Force zwei Jahre später in Dienst stellte. Gehen wir also davon aus, dass auch an der neuesten „Tempest“-Meldung des Portals etwas Wahres dran ist, schreibt „Army News“.

Vorweg muss aber ein Missverständnis aufgeklärt werden: Medien berichten über den „Tempest“ als einen Kampfjet der 6. Generation. BAE Systems selbst sprach jedoch von einem „Kampfflugzeug der nächsten Generation“ nach dem Eurofighter. Also war der „Tempest“ ursprünglich nicht dazu bestimmt, eine Entwicklungsstufe zu überspringen: Es handelt sich dabei um einen Mehrzweckjäger der 5. Generation.

Jetzt aber zum eigentlichen Punkt, der bei dieser Meldung auffällt. Nämlich: Warum sollte London Geld für die Entwicklung eines eigenen Kampfjets ausgeben, wenn es bereits den F-35 beschafft – eine Maschine, deren Eigenschaften nach Herstellerangaben unübertroffen sind? Kann es sein, schreibt „Army News“, dass das amerikanische Flugzeug den Anforderungen der Briten nicht genügt?

London hatte bekanntlich erklärt, 138 amerikanische Kampfjets kaufen zu wollen und dafür bis 2021 über 12 Mrd. Pfund auszugeben. Aber kaum hat die RAF angefangen, die ersten F-35 einzusetzen, wird gemeldet, das „Tempest“-Programm könnte mit frischem Geld neustarten.

Das Geld wirft übrigens noch eine Frage auf, schreibt „Army News“: die Summe von 2 Mrd. Pfund, die die britische Regierung den „Tempest“-Entwicklern in Aussicht gestellt hat, erscheint als zu dürftig, um das Programm wirklich umzusetzen. Die Amerikaner haben für ihr F-35-Prorgramm rund 350 Mrd. Dollar ausgegeben.

Gut, „Aviation Week“ schreibt, große Firmen wollten zusätzliches Geld ins Programm schießen. Aber wird sich das Projekt wirklich rentieren? Die Konkurrenz für den „Tempest“ ist schließlich groß und stark…

Sein offenbar vorläufiges Ende hatte das „Tempest“-Programm Ende der 1990er Jahre genommen. Damals hieß das Waffenprogramm noch „Replica“: ein Tarnkappen-Kampfjet der 5. Generation sollte es werden. BAE Systems hatte das Programm unter dem Druck aus Washington eingefroren: Es sei doch deutlich effektiver, mit Lockheed Martin an der Entwicklung des „Joint Strike Fighter“ zusammenzuarbeiten, als einen eigenen Jet zu bauen, hieß es.

Für die gemeinsame Arbeit am F-35 können die Briten ihren amerikanischen Partnern heute jedenfalls dankbar sein. Die Verantwortlichen in London haben bereits erklärt, sie werden die aus „JSF“-Programm gewonnene Expertise in die Entwicklung des „Tempest“ integrieren.

2014 wurde der „Replica“-Prototyp aus dem Hangar, in dem er 15 Jahre lang aufbewahrt worden war, in die Entwicklungshallen von BAE Systems gebracht. Berichtet wird, der Prototyp sei überarbeitet und erneut auf dem Teststand erprobt worden. Nun schreitet das „Tempest“-Programm allmählich voran, angelaufen mit der Auslieferung der ersten F-35-Jets an die RAF.

Der Ausgang des britischen Waffenprogramms ist noch ungewiss, schreibt „Army News“. Die Programmverantwortlichen geben an, der „Tempest“ sei als Ergänzung zum F-35 gedacht. Andererseits wollen die Strategen in London laut dem Portal eine Maschine, die das amerikanische Flugzeug übertreffen würde. Es wäre demnach ein direkter Rivale zum russischen und chinesischen Kampfjet der 5. Generation: Su-7 und J-20.

Einen triftigen Grund pro die Entwicklung eines eigenen Kampfjets nannte indes Warren East, CEO der Rolls Royce Group (soll die Motoren für den britischen Kampfjet liefern), bei der Vorstellung des „Tempest“: „Die Fähigkeiten des Vereinigten Königreichs beim Bau von Kampfflugzeugen und Motoren sind auf einem kritischen Level. Diese langfristige Verpflichtung der britischen Regierung wird es uns ermöglichen, Schlüsseltechnologien und -kompetenzen zu sichern, die für den Erhalt des souveränen Potentials lebenswichtig sind.“

Das ist also die Erklärung, schreibt „Army News“: Die Briten fürchten, die Amerikaner könnten sie vom Markt für Kampfflugzeuge verdrängen – durch den F-35, mit dem die britischen Verbündeten offensichtlich unzufrieden sind.

sputniknews


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