Und schon wieder kracht es

  20 Januar 2016    Gelesen: 825
Und schon wieder kracht es
Von Entspannung fehlt zur Wochenmitte jede Spur. Das billige Öl hat die Märkte weiter fest im Griff, und der Dax macht das, was er 2016 schon so oft gemacht hat. Ganze drei Prozent geht es runter für den Leitindex.
Frankfurt am Main/DüsseldorfDa hat der Anlegermut ein nur kurzes Gastspiel in Frankfurt gehabt. Hatte der Dax gestern noch bewiesen, dass er auch im Jahr 2016 mit einem soliden Plus aus dem Handel gehen kann – der Ein oder Andere hatte das schon in leichter Verbitterung zynisch in Abrede gestellt –, folgte am heutigen Mittwoch die große Ernüchterung. Nach einem krachenden Handelsauftakt notierte der Deutsche Aktienindex zuletzt 2,9 Prozent tiefer bei 9384 Punkten, zeitweise ging es ganze dreieinhalb Prozent runter. Der nicht zu Ruhe kommende Ölmarkt treibt die Börsianer immer weiter aus Aktien und sorgt für einen Dax-Punktestand, der zuletzt im Dezember 2014 auf den Frankfurter Anzeigetafeln zu sehen war. Allein im Januar verlor das wichtigste deutsche Börsenbarometer 13 Prozent.

Aus der Katerstimmung könnte schnell auch eine Krisenstimmung werden, denn vor allem der beunruhigende Ölmarkt zeigt derzeit keine Anzeichen einer kurzfristigen Stabilisierung. Das richtungsweisende Barrel WTI stürzte am Morgen weitere 3,8 Prozent ab auf 27,38 Dollar, ein Fass Brent aus der Nordsee verbilligte sich auf 27,81 Dollar. Damit fallen die beiden bestimmenden Sorten immer weiter unter die 30-Dollar-Marke, die zuletzt 2003 erreicht worden war.

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Doch es ist nicht nur das massive Überangebot am Markt, das den Preis drückt und die Börsianer besorgt. Die tatsächliche Krux liegt auf der Nachfrageseite. Denn der Absturz des wichtigsten Rohstoffes schürt die Sorgen um die Weltkonjunktur. Vor allem die Lage in China verunsichert die Märkte. Im Reich der Mitte mehren sich die Hiobsbotschaften aus der Industrie.

Auch wenn die gestrigen Eingaben die Märkte etwas beruhigen hatten können, – die chinesische Wirtschaft war 2015 mit 6,5 Prozent zwar so schwach wie seit 25 Jahren nicht mehr, aber immerhin nicht so gering wie befürchtet, gewachsen –, bleibt die Abkühlung offensichtlich. Sie fällt mitten in die von Peking angestrebte Transformation der Wirtschaft, die als gigantisches Projekt ohnehin mit genügend Schwierigkeiten aufwartet.

Der TecDax verzeichnet deutliche Einbußen - ADVA fällt dramatisch ab
So hielt die Freude über die BIP-Zahlen aus Peking dem Abwärtstrend nicht lange stand. Wobei sich die Abschläge im Reich der Mitte dieses Mal erstaunlich in Grenzen hielten: In Shanghai und Shenzhen büßten die Börsen jeweils ein Prozent ein. Das japanische Parkett hingegen geriet unter dem Eindruck des Ölmarktes unter die Räder. Der Nikkei hatte seine Handel deutliche 3,7 Prozent tiefer bei 16.416 Punkten beendet und bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was Europas Marktplätze heute erwartete. Die Vorgaben aus der Wall Street waren mit einem Minimalplus bei Dow und Co noch positiv ausgefallen. New York hatte seinen Handel aber bereits beendet, als der Ölpreis wieder absackte.

Durch die Bank weg stießen die europäischen Anleger am Mittwoch Aktien ab. Der Leitindex der Währungsunion, der Euro-Stoxx-50 büßte 3,2 Prozent ein auf 2883 Punkte. In der zweiten Frankfurter Reihe fielen die Abschläge nicht wesentlich geringer aus. Die Nebenwerte im MDax gaben am Vormittag 2,6 Prozent nach auf 18.536 Zähler, der TecDax notierte mit 1603 Stellen 2,7 Prozent niedriger.

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