US-Elitesoldat soll grundlos Zivilisten im Irak getötet haben

  26 April 2019    Gelesen: 696
US-Elitesoldat soll grundlos Zivilisten im Irak getötet haben

Dem US-Elitesoldaten Edward Gallagher werden schwere Kriegsverbrechen im Irak vorgeworfen. Als Scharfschütze soll er auf Kinder und ältere Menschen geschossen haben – der Fall spaltet die USA.

Er soll wehrlose Zivilisten im Irak erschossen haben, darunter auch eine Schülerin und einen alten Mann, der Wasser holte: In den USA entbrennt gerade eine hitzige Debatte um Edward Gallagher, der 2017 Chef eines Teams der Navy Seals im Irak war. Dem Soldaten werden offenbar zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen und er muss sich laut einem Bericht der "New York Times" vor einem US-Kriegsgericht verantworten. Demnach sei die Beweislast erdrückend, die US-Zeitung zitiert aus den nicht öffentlichen Berichten des Militärs. Gallagher streitet jedoch alle Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden, ab.

Die Navy Seals sind Spezialeinheiten der US-Marine, sie gelten als Eliteeinheit und waren unter anderem für die Tötung von Osama Bin Laden verantwortlich. Gallagher hatte sich in dieser Einheit laut dem Bericht einen gefürchteten Ruf als Terroristen-Jäger erarbeitet, der sich gelegentlich auch über Regeln hinwegsetzte. Er bildete Soldaten aus und wurde als Bombenexperte und Scharfschütze eingesetzt. Sein Spitzname in seiner Einheit war offenbar „Blade“, die Klinge.

Skrupellosigkeit des US-Soldaten

Diesem Ruf soll Gallagher auch im Jahr 2017 gerecht geworden sein. Er war damals als Anführer „Alpha Platoons“ im irakischen Mossul aktiv. Seine Aufgabe war es demnach eigentlich, irakische Soldaten auszubilden und im Notfall im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) mit Drohnen und Scharfschützen zu unterstützen.

Doch Gallagher habe sich oft versteckt und soll laut dem Bericht drei- bis viermal so viele Schüsse aus seinem Gewehr abgegeben haben, wie andere Scharfschützen. Dabei soll er einen alten Mann erschossen haben, der lediglich Wasser holte und ein Schulmädchen, das am Ufer des Flusses Tigris spazieren ging. Gallagher brach laut Augenzeugen im Irak alle erdenklichen Regeln.


Gallagher schoss offenbar auf Wohnhäuser – bis das Magazin leer war

Mit seinen Aktionen soll der 39-Jährige dann vor seinen Kollegen damit geprahlt haben, wie viele Menschen er getötet habe. Augenzeugen berichteten, dass er regelmäßig mit einem schweren Maschinengewehr von einer Brücke am Tigris so lange auf Wohnhäuser schoss, bis das Magazin leer war. Ohne erkenntlichen Grund.

Die Skrupellosigkeit des US-Soldaten schildert die „New York Times“ am Schicksal eines 15-jährigen IS-Kämpfers. Dieser wurde offenbar im Kampf am Bein verwundet und von der US-Spezialeinheit gefangen genommen worden. Als Sanitäter ihn behandelten soll Gallagher wortlos auf den Jugendlichen zugegangen sein und er habe ihm mit einem Messer in den Nacken und in den Bauch gestochen. Der Junge starb und Gallagher soll auf einem Foto mit einer US-Flagge über dem Toten posiert haben.

Gallagher-Fall löst Debatte aus

Die Vorwürfe gegen Gallagher stützen sich vor allem auf Augenzeugenberichte und auf die Anklage durch US-Soldaten im Irak. Diese hatten nach ihren Einsätzen im Irak eine Untersuchung der Angelegenheit gefordert. Zuständige Offizieren haben danach offenbar versucht, die Vorwürfe zu vertuschen. Als Gallagher im Februar 2018 davon erfuhr, soll er wiederum versucht haben, Zeugen einzuschüchtern.

Der Fall spaltet die USA. Trotz der schweren Anschuldigungen findet Gallagher zahlreiche Unterstützer, die ihn für unschuldig halten und in den sozialen Medien seine Freilassung fordern. Gallagher saß offenbar bis zuletzt in einem Gefängnis. Das US-Fernsehen, an der Spitze der Sender „Fox News“, berichtet regelmäßg über den Fall. Darin erklärten seine Frau Andrea und sein Bruder Sean, dass die Anschuldigungen erfunden seien.
  
Gallagher bekommt auch Unterstützung aus der Politik. So machten sich 40 republikanische Kongress-Abgeordnete im März in ein Schreiben für Gallagher stark. Auch US-Präsident Donald Trump schaltete sich ein. Er versprach zuletzt, dass sich die Haftbedingungen des US-Marines verbessern würden, wegen „seiner früheren Verdienste für sein Land“. Daraufhin wurde Gallagher verlegt. Aus dem Gefängnis in ein Navy-Krankenhaus in San Diego. 

t-online.de


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