Die Zwei-Stunden-Marke ist für Marathonläufer der Spitzenklasse magisch. Fast jedes Jahr werden neue Bestleistungen über die 42,195 Kilometer lange Strecke aufgestellt. Die letzten Rekorde bei den Männern stammen hauptsächlich aus den vergangenen Jahren. Erst 2018 lief Eliud Kipchoge beim Berlin-Marathon mit 2:01:39 Stunden einen neuen Weltrekord. Die Durchschnittgeschwindigkeit des Kenianers betrug damit knapp 21 Kilometer je Stunde. Doch wie viel schneller kann ein Mensch durch Training, Talent und Taktik überhaupt noch werden? Und wann wird die Zwei-Stunden-Marke unterschritten?
Als Erstes: Das kann man natürlich nicht genau voraussagen, aber es gibt eine Reihe von Forschungen dazu. Wissenschaftler um Simon Angus von der Monash University im australischen Melbourne beispielsweise haben die Entwicklung der Bestzeiten einmal näher betrachtet. Für die Untersuchung wurden alle Daten von Männern und Frauen der offiziellen Weltrekorde des Weltleichtathletikverbands IAAF seit 1950 ausgewertet. In dieser Zeit verringerte sich die Rekordzeit bei den Männern um 19 Minuten, bei den Frauen sogar um 82 Minuten.
Mit diesen Ausgangsdaten wurde dann eine statistische Berechnung nach einem bereits existierendem ökonomischen Modell durchgeführt. Dieser zufolge liegt die maximal erreichbare Siegeszeit für Männer bei 1:58:05 Stunden und für Frauen bei 2:05:31 Stunden.
2032 liegt die Wahrscheinlichkeit bei zehn Prozent
Doch die Berechnung der Höchstleistungsgrenze reichte den Forschern bei ihrer Analyse nicht aus. Sie berechneten zudem die Wahrscheinlichkeit, wann die magische Zwei-Stunden-Marke bei den Männern durchbrochen werden könnte. "Wenn im Mai 2032 ein IAAF-Marathon gelaufen wird, würde ich voraussagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Läufer in diesem Fall die Zwei-Stunden-Marke durchbricht, zehn Prozent beträgt", wird Angus in einer Mitteilung der Monash University zitiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei den Männern ein offizieller Weltrekord unter zwei Stunden gelaufen wird, steigt nach den Modellrechnungen bis 2054 auf 25 Prozent an.
Der aktuelle Rekordhalter Kipchoge hatte bereits 2017 versucht, die Schallmauer von zwei Stunden zu durchbrechen. Auf dem Formel-1-Kurs im italienischen Monza drehte er unter Laborbedingungen seine Runden. Doch mit einer Zeit von 2:00:25 Stunden - die nicht als offizieller Weltrekord anerkannt ist - blieb er knapp unter seinem Ziel.
Hat es bei den männlichen Profiläufern vor allem in den letzten Jahren eine Reihe von Weltrekorden gegeben, wurde der Weltrekord von 2:15:25 bei den Frauen bereits 2003 von der Britin Paula Radcliff gelaufen. Die berechnete Wahrscheinlichkeit, dass jemals eine Frau unter zwei Stunden die Marathonstrecke zurücklegt, liegt nach den Berechnungen der Forscher bei einem Prozent. Für Angus, der selbst Marathonläufer ist, wäre deshalb eine Zeit für Marathonläuferinnen unter 130 Minuten ein vernünftiger Kristallisationspunkt. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal "Medicine & Science in Sports & Exercise" veröffentlicht.
Übrigens: Auch wenn statistische Berechnungen keinerlei Realitätsanspruch haben, sind sie mehr als einfaches Orakel. Sie sind den "urmenschlichen Interessen für künftige Entwicklungen" zuzurechnen, sagt Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln, der nicht an der Studie beteiligt war. "Vollkommen neue Laufschuhe oder Trainingstechniken oder sonstige unerwartete Entwicklungen können zu unerwarteten Quantensprüngen in der Leistung führen", gibt Predel bezüglich der Studienergebnisse zu bedenken.
Quelle: n-tv.de, jaz/dpa
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