Während die Mieten und andere Lebenskosten explodieren, kommen die Löhne nicht hinterher: Vor allem die Mittelschicht spürt die Einschläge näherkommen. Zum ersten Mal seit langem ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass es unseren Kindern besser geht als uns. Bei "Hart aber fair" lässt Moderator Frank Plasberg deshalb folgendes Thema diskutieren: "Arm durch Arbeit, reich durch Immobilien: Keine Chance auf sozialen Aufstieg?"
Am Montagabend haben Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der Unternehmer Christoph Gröner, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Saarland Oskar Lafontaine, die Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder sowie der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff den Weg ins Studio gefunden.
Der stellvertretende Vorsitzende der Liberalen hat direkt mal einen sehr praktischen Rat für all jene, denen die Mieten zu schnell steigen: "Es gibt in unserem Land genug Leute, die die Chance haben, steigende Mietkosten durch den Erwerb von Immobilien aufzufangen", sagt Lambsdorff. Das sorgt nicht nur bei den übrigen Talkgästen für hochgezogene Augenbrauen, es zeugt auch von einer fast schon barocken Volksnähe - ein Schelm, wer bei Lambsdorffs Auslassungen an Marie Antoinettes berühmten Satz denkt: "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen", in der Version für das 21. Jahrhundert.
"Der Geist der alten Kommunisten"
Eine Revolution ist in Deutschland zwar auf absehbare Zeit nicht zu befürchten, rosig sind die Zeiten für Arbeitnehmer aber auch schon länger nicht mehr: "Die soziale Marktwirtschaft ist in vielen Bereichen aus den Fugen geraten", sagt Hubertus Heil. Der Arbeitsminister beklagt, dass nur noch 47 Prozent der Beschäftigten einen Tarifvertrag haben, zeitlich befristete Verträge dafür aber ungebremst auf dem Vormarsch sind - eine enorm schwierige Situation für Arbeitnehmer.
Gewohnt populistisch gibt sich Oskar Lafontaine: "Wir haben 26 sehr reiche Menschen, die die Hälfte des Weltvermögens besitzen. Wer sowas rechtfertigt ist doch irre", ereifert sich der Linken-Politiker. Das hat in der Runde nun wirklich niemand getan, es dient Lafontaine aber als Aufhänger, um eine Gut-gegen-Böse-Front aufzumachen. "Nehmen Sie nicht den Geist der alten Kommunisten in die Hand, Herr Lafontaine: Sie verschrecken die Investoren", erhebt Christoph Gröner postwendend den Zeigefinger. Der Immobilien-Unternehmer ist neben Lambsdorff der neoliberale Vertreter in der Runde und erfüllt seine Rolle so, wie man es von ihm erwartet und sorgt bei den sozialer eingestellten Talkgästen für regelmäßiges Kopfschütteln.
Dass Unternehmer auch anders können beweist dagegen Sina Trinkwalder: Die Autorin mehrerer Bücher führt in Augsburg eine ökosoziale Textilfirma mit 150 Angestellten und hat dabei vor allem die Interessen ihrer Beschäftigten im Blick. Trinkwalder verdient nicht nur kaum mehr als ihre Beschäftigten, sie warnt auch davor, Fronten aufzumachen: "Wir dürfen nicht alle Unternehmer in einen Topf schmeißen, genauso wie wir nicht alle Arbeitnehmer in einen Topf schmeißen dürfen." Es komme nun vielmehr darauf an, wieder zurück zur sozialen Marktwirtschaft zu finden - und zwar gemeinsam.
Quelle: n-tv.de
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