Multitalent bei griechischem Minenabwehrmanöver

  08 Mai 2019    Gelesen: 902
Multitalent bei griechischem Minenabwehrmanöver

Der Tender „Werra“ beteiligt sich derzeit an der Standing NATO Mine Countermeasures Group 2. Ende März nahm er am griechischen Marinemanöver „Ariadne“ teil.

Die Hauptaufgabe eines Tenders ist, die Boote eines Marineverbands mit Kraftstoff, Wasser, Strom und Lebensmitteln zu versorgen. Beim griechischen Minenabwehrmanöver „Ariadne“ fungierte die „Werra“ aber nicht nur als Versorgungsschiff, sondern auch als Führungsplattform. Der eingeschiffte internationale Stab der Standing NATO Mine Countermeasures Group 2, kurz SNMCMG2, ist an Bord des Tenders untergebracht. Dort organisiert er die Arbeit der Minenjagdboote im Verband, hat Zugang zu Arbeitsplätzen und Technik, um den Auftrag Minenaufklärung zu erfüllen.

Der Tag beginnt früh an Bord des Tenders. Die Besatzung bereitet das Flugdeck für einen Helikopter vor. An Bord eines Minenjagdbootes gab es einen Taucherunfall, der Kamerad benötigt dringend medizinische Hilfe – und eine Druckkammer, die nur der Tender an Bord hat.

Der griechische Hubschrauber vom Typ Sea Hawk nimmt den Verletzten in einem Korb per Seilwinde an Bord und transportiert ihn zum Tender „Werra“, wo der Flugdeckoffizier schon darauf wartet, dem Piloten das Signal zur Landung zu geben. „Wir haben zwar Funkkontakt zum Hubschrauber, aber die Anweisungen für den Anflug und die Lande- und Winchposition gebe ich dem Piloten mittels Sichtzeichen mit meinen Winkerkellen. Er verlässt sich dabei auf meine richtige Einschätzung der Verhältnisse und des Abstands“, sagt Oberbootsmann Felix S.

Für den jungen Soldaten ist seine Tätigkeit als Flugdeckoffizier eine Nebenaufgabe: Er leitet den aktiven Flugbetrieb, ist für die Aufteilung des Personals auf dem Flugdeck verantwortlich und für die Ausbildung. Als Informationstechnikmeister an Bord des Tenders ist er zwar kein Offizier, doch die verantwortungsvolle Aufgabe während des Flugbetriebs nimmt er als Flugdeckoffizier wahr.

„Beim Einweisen braucht man einen festen Stand, um die Bewegungen des Tenders auszugleichen. Das erfordert viel Konzentration und ist eine echte Herausforderung“, erkärt Felix s. Die Landeerlaubnis erhält der Pilot von der Brücke, wo alle Informationen zusammenlaufen und das Schiff auf dem korrekten Kurs gehalten wird. „Green Deck!“, hallt es durch das Funkgerät des Flugdeckoffiziers – die Flugdeckampel schaltet auf grün, das Flugdeck ist freigegeben. Der Helikopter setzt den Korb mit dem Verletzten auf dem Deck ab, wo das Sanitätspersonal ihn in Empfang nimmt und unverzüglich die Behandlung einleitet.

Zum Glück ist es nur um eine Übung und der Verletzte eine lebensgroße Puppe. Die Besatzung arbeitet aber auch hierbei gewissenhaft und routiniert. „Wichtig ist, auch in Notfällen einen kühlen Kopf zu bewahren und den Auftrag nicht aus den Augen zu verlieren. Die Übung hilft uns, besser auf Zwischenfälle vorbereitet zu sein und auf sie zu reagieren – wir können dadurch noch besser werden“, meint der Kommandant des Tenders, Kapitänleutnant Robert Lehmann.

Nachdem der griechische Helikopter wieder sicher auf seiner Fregatte gelandet ist, von der er kam, ist die Übung beendet. Der Kommandeur der Task Force, also aller am Manöver beteiligten Einheiten, Vizeadmiral Stilianos Petrakis, befiehlt eine Formation: Die Boote üben das gemeinsame Fahren im Verband, wobei jede Einheit eine vorher bestimmte Position einnehmen muss. Dann bewegt sich die gesamte Task Force gemeinsam, mit dem gleichen Kurs, dem gleichen Abstand und der gleichen Geschwindigkeit. So lange, bis die Formation wieder aufgelöst wird. Aber auch wenn diese Übung beendet ist, der Tag ist noch nicht vorbei.

Nachdem die Formation aufgelöst wurde, fährt der Tender „Werra“ zurück zum Operationsgebiet in Richtung Küste. Dort will er ankern, um einen Versorgungspunkt für die anderen Boote des Verbands, einen so genannten „Coastal Supply Point“, vorzubereiten.

„Die Seeausdauer der Minenjagdboote wird durch die Unterstützung des Tenders enorm erhöht“, sagt der Wachoffizier Oberleutnant zur See Erik H. „Sie können länger im Gebiet bleiben und ihren Auftrag, die Sicherung der Seewege, schneller und effizienter durchführen.“ Der Offizier aus Kiel steuert die „Werra“ auf den vorgesehenen Ankerort zu und organisiert von der Brücke aus alle Vorbereitungen, um eines der Minenjagdboote direkt im Anschluss an das Ankermanöver in Empfang zu nehmen. „Der Tender kann küstennah fahren und ankern und ist deshalb sehr flexibel – wir können immer die Nähe zu den Booten im Verband halten“, so Erik H.

marine.de


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