China blockiert alle Sprachversionen von Wikipedia

  15 Mai 2019    Gelesen: 969
China blockiert alle Sprachversionen von Wikipedia

Nutzer aus China haben aktuell keinen Zugriff mehr auf Wikipedia: Nicht nur die chinesischsprachige Version der Online-Enzyklopädie ist gesperrt - mittlerweile sind alle Sprachvarianten blockiert.

China hat alle Ausgaben von Wikipedia blockiert: Sie sind vom chinesischen Festland aus nicht mehr erreichbar. Das haben Netzzensur-Forscher des Open Observatory of Network Interference (OONI)herausgefunden.

Die Wikimedia-Foundation, die hinter der Online-Enzyklopädie steht, hat die Blockade bestätigt. Zuvor war lediglich die chinesischsprachige Version der Wikipedia blockiert worden. Nun sind auch die anderen Sprachversionen betroffen.

Wikimedia bestätigt Blockade

Wikimedia erklärte, man sei über den Schritt nicht informiert worden. "Ende April hat die Wikimedia-Foundation herausgefunden, dass Wikipedia von China aus nicht mehr zugänglich war", zitiert "Cnet.com" Wikimedia-Sprecherin Samantha Lien.

Man habe interne Reports zum Datenverkehr analysiert. "Wir können bestätigen, dass Wikipedia derzeit über alle Sprachversionen hinweg geblockt ist", teilte Lien mit.

Eine Begründung für den Schritt gibt es bisher nicht. Im Mai 2017 hatte China ein Projekt gestartet, um seine eigene Enzyklopädie mit über 300.000 Artikeln von 20.000 Autoren online zu bringen.

Nicht nur China blockiert Wikipedia

Es ist nicht das erste Mal, dass Wikipedia blockiert wird. Die Türkei hatte die Enzyklopädie im April 2017 auf den Index gesetzt. Seither ist sie von dem Land aus nicht mehr erreichbar.

Auch Länder wie Russland, Saudi-Arabien und Venezuela blockierten bereits den Zugang zur Wikipedia.

In China beschränkt sich die Zensur allerdings nicht auf die Online-Enzyklopädie: Peking zensiert das Netz mit zunehmender Härte. Auch andere Dienste wie Google, Facebook, Twitter, WhatsApp und YouTube werden gesperrt. Dasselbe gilt für die Websites von "New York Times" und "Wall Street Journal" sowie andere, aus Sicht der Zensoren politisch heikle oder chinakritische Medien.

Wer die gesperrten Dienste dennoch nutzen will, muss auf ein VPN (Virtual Private Network) zurückgreifen. Besonders vor wichtigen politischen Ereignissen oder für die Regierung heiklen Gedenktagen gehen die Behörden jedoch stärker gegen VPN-Dienste vor, indem sie sie massiv stören.

China steuert auf heiklen Gedenktag zu

Ein solcher Gedenktag ist in drei Wochen: Dann jährt sich das Tiananmen-Massaker zum 30. Mal. Im Frühjahr 1989 hatten sich Tausende Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) versammelt und mehrere Wochen lang demonstriert. Sie forderten politische Reformen.

In der Nacht zum 4. Juni 1989 setzte das Militär Panzer ein. Soldaten eröffneten das Feuer auf die Demonstranten. Bis heute schweigt sich die chinesische Regierung darüber aus, wie viele Opfer es damals wirklich gab. Schätzungen zufolge starben jedoch mehrere Hundert Menschen. Tausende Demonstranten kamen entweder ins Gefängnis oder in Arbeitslager. (ank)


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